Wikileaks-Whistleblower: Manning-Verteidigung nimmt Beweisführung auf

Am Montag sind im Prozess gegen den US-Gefreiten Bradley Manning wegen angeblichen Geheimnisverrats die ersten Zeugen der Verteidigung gehört worden.

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Von
  • Detlef Borchers

Im eine Woche unterbrochenen Prozess gegen den US-Gefreiten Bradley Manning wegen angeblichen Geheimnisverrats sind am Montag die ersten Zeugen der Verteidigung gehört worden. Mannings Verteidiger Davic Coombs machte noch einmal deutlich, dass der Soldat sich in vier Punkten für "nicht schuldig" bekennt. Manning habe nicht dem Feind geholfen, er habe nicht wissentlich geheime Informationen indirekt an den Feind übermittelt, er habe nicht seine Nutzungsrechte von Regierungscomputern überschritten und er habe nicht wertvolle Informationen gestohlen. Gegen die Zeugin Lauren McNamara, die unter dem Pseudonym Zachary Antolak zwischen Februar und August 2009 per Chat Kontakt mit Manning hatte, erhob die Anklage Einspruch: Ein Chat sei Hörensagen und damit nicht verwertbar. Im Widerspruch zu diesem Einwurf steht der vor Gericht von der Anklage verwendete Chat zwischen Manning und dem FBI-Informanten Adrian Lamo, der zu Mannings Enttarnung führte.

Zum Auftakt der Beweisführung der Verteidigung wurde das Video Collateral Murder gezeigt, das Manning stark bewegte, nachdem ihm dieses Video im Kreis seiner Einheit vorgepielt wurde. Insbesondere regte ihn die Darstellung des Vorfalls im Jahre 2007 durch einen Artikel der New York Times auf. Später schrieb der "eingebettete" Journalist der Zeitung David Finkel das Buch "The Good Soldiers", in dem der Vorfall auf über 20 Seiten verharmlosend geschildert wird. Nach Ansicht der Verteidigung war es Mannings Motiv, der Welt die ganze Wahrheit zu zeigen, insbesondere die Scherze der Hubschrauber-Besatzung. Durch Finkels Darstellung sei der Vorgang selbst schon öffentlich gewesen.

Die Zeugen der Verteidigung schilderten Manning als guten Analysten. Sein erster Vorgesetzter Joshua Ehresman sagte aus, dass Manning keine Befehle gebraucht habe, sondern eigenständig das finden konnte, was an Informationen gebraucht wurde. Ehresman betonte, das von Manning weitergegebene Material enthalte nur "historische Infomationen". Ehresman wie der später gehörte Zeuge David Sadtler bestätigten, dass es nicht verboten war, auf der Arbeit CDs zu brennen. Sadtler betonte Mannings waches politisches Interesse. Wer von der Einheit wissen wollte, was in der Welt so passiert sei, ging zu Manning, um sich informieren zu lassen.

Zum Schluss des ersten Tages der Verteidigung kam es zu einem Disput zwischen Verteidigung und Anklage, ob der erste Leiter des Gefangenenlagers Guantanamo Bay als Zeuge zugelassen werden kann. Der aus dem Militärdienst ausgeschiedene Colonel Morris Davis sollte bestätigen, dass die von Manning veröffentlichten Gefangenen-Steckbriefe (Detainee Assessment Briefs, DAB) allgemeine Formbriefe der Art waren, die er selbst in seiner Dienstzeit gelesen habe. Diese Aussage wollte die Anklage verhindern. Die Verteidigung konnte sich durchsetzen, Davis wurde anschließend von der Militärrichterin Denise Lind befragt und bestätigte die Ähnlichkeit der Dokumente.

Die Mitschrift der öffentlichen Teile der Verhandlung gegen Bradley Manning können bei der Freedom of the Press Foundation abgerufen werden. (anw)