Nokia präsentiert 41-Megapixel-Smartphone Lumia 1020

Endlich hat Nokia sein Megapixel-Monster Lumia 1020 offiziell vorgestellt. Das Smartphone mit Windows Phone 8 ist eine alltagstauglichere Mischung aus dem alten Pureview 808 und dem Topmodell Lumia 925.

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Nokia hat heute sein neues Kamera-Smartphone Lumia 1020 in New York vorgestellt. Im Vordergrund der Präsentation von Nokia-CEO Stephen Elop stand vor allem die Kamera mit ihrem 41-Megapixel-Sensor. Die ist zwar bereits aus dem alten Pureview 808 bekannt, im Nachfolger Lumia 1020 kommt nun aber mit Windows Phone 8 statt Symbian ein moderneres Betriebssystem zum Einsatz. Abgesehen von der Kamera ähnelt das Smartphone dem bereits erhältlichen Lumia 925.

Fast hätte sich Nokia seine Pressekonferenz in New York sparen können: Bis zum Beginn des Events waren nicht nur ein paar der üblichen verwackelten Bilder und Spezifikationen durchgesickert, sondern bis hin zum Zubehör schon nahezu alle interessanten Neuigkeiten.

Mit seinem 41-Megapixel-Sensor soll das Lumia 1020 besonders scharfe Bilder und Videos mit mehr Details machen.

(Bild: Nokia)

An der Kamera-Technik hat sich im Vergleich zum Pureview 808 auf den ersten Blick wenig verändert, trotz der von Elop immer wieder betonten – aber nicht näher ausgeführten – Neuheiten. Hinter dem Objektiv mit 6 Einzellinsen steckt erneut ein Sensor mit 41 Millionen Pixeln. Der ist mit 1/1,5 Zoll etwas kleiner als beim 808, mit einer Blendenöffnung von 2,2 statt 2,4 aber auch lichtstärker. Nachgerüstet hat Nokia den optischen Bildstabilisator, der schon in den 920er-Modellen bessere Fotos bei schlechten Lichtverhältnissen ermöglichen soll. Ein heller Xenon-Blitz hilft bei Dunkelheit. Die maximale Auflösung der Bilder beträgt erneut 38 Megapixel im 4:3-Format (7712 × 5360) und 34 Megapixel bei 16:9, der Sensor wird also nicht bis zum theoretischen Maximum genutzt.

Anders als beim 808 werden Bilder zeitgleich mit der vollen und einer geringen 5-MP-Auflösung gespeichert, bei der mehrere Pixel des Sensors zu einem "Superpixel" zusammengefasst werden. Durch das Oversampling ist es möglich weiter in Bilder hineinzuzoomen, ohne die bei digitalem Zoom übliche Unschärfe. Auch Rauschen soll sich dadurch verringern.

Das Oversampling kommt ebenfalls bei Videoaufnahmen zum Einsatz. Die aufgenommenen Videos haben zwar die gleiche Full-HD-Auflösung wie bei anderen Kameras, es sollen aber wesentlich mehr Details erhalten bleiben. Ein Stereo-Mikrofon soll zudem auch bei hohen Lautstärken Töne klar und ohne Verzerrungen aufnehmen. Wie gut die Aufnahmen im Vergleich tatsächlich sind, müssen jedoch Tests zeigen.

In der neuen Kamera-App lassen sich der Fokus und die Belichtungszeit auch manuell einstellen

(Bild: Nokia)

Mit der stärkeren Konzentration auf die Kamera ist Nokia allerdings nicht mehr allein. Eine Kombination aus Smartphone und Kompaktkamera bieten längst auch andere Hersteller. Auch Kamera-Hersteller Nikon plant längst "Produkte für den Smartphone-Markt". Erst vor wenigen Wochen hat Samsung das Android-Smartphone Galaxy S4 Zoom mit 16 Megapixeln und optischen Zoom vorgestellt. Ein Nachteil hier ist jedoch das deutlich dickere Gehäuse.

Nokia geht einen anderen Weg: Zum Einen fällt das 1020 durch den Verzicht auf ein Zoom-Objektiv mit 10,4 Millimetern deutlich flacher aus, zum Anderen gibt es einen Kameragriff als Zubehör zum Anklippsen. Die Kamera-Hülle PD-95G für 79 US-Dollar rüstet einen breiteren Griff, ein Stativgewinde und einen größeren Auslöser nach. Ein integrierter Akku erhöht zudem die Laufzeit des Smartphones.

Die neue Kamera-App Nokia Pro Camera bringt nun einige erweiterte Funktionen für Hobby-Fotografen mit. Abgesehen vom manuellen Fokus und der Möglichkeit die Belichtungszeit einzustellen, bietet sie von anderen Smartphones bekannte Standards wie Einstellungen für ISO-Werte und Weißabgleich. Die neue Oberfläche wirkt aber deutlich schicker als bei der bisherigen App.

Die Kamera steht beim Lumia 1020 auch optisch im Vordergrund.

(Bild: Nokia)

Sieht man von der Kamera ab, ähnelt die Ausstattung des Lumia 1020 stark dem bisherigen Topmodell 925. Als Prozessor verwendet Nokia weiter einen Qualcomm Snapdragon S4 mit zwei Kernen und 1,5 GHz. Das 4,5 Zoll große AMOLED-Display hat weiterhin 1280 × 768 Pixel. Neu sind die 2 GByte Arbeitsspeicher – soviel besitzt bisher kein anderes Windows Phone. Der interne Speicher ist 32 GByte groß, Platz für eine zusätzliche SD-Karte gibt es nicht. Das entspricht zwar dem Standard der meisten High-End-Smartphones, angesichts des beabsichtigten Einsatzzwecks als Kamera scheint gerade der Verzicht auf einen Kartenslot jedoch unverständlich. Für Microsofts Cloud-Speicher SkyDrive erhält man 7 GByte.

Präsentation des Lumia 1020 (7 Bilder)

Das Lumia 1020 wird es in drei Farben geben, Schwarz, Weiß und das typisch schreiende Gelb von Nokia. (Bild: Nokia)

Das LTE-Modem funkt mit bis zu 100 MBit/s und unterstützt die drei in Deutschland genutzten Bänder. WLAN gibt es nach 802.11a/b/g/n (2,4- und 5-GHz-Band). Der fest eingebaute Akku mit 2000 mAh soll knapp 7 Stunden Video und 13 Stunden Telefonieren mit UMTS durchhalten. Die Möglichkeit drahtlos zu Laden hat Nokia erneut in eine zusätzliche Schale ausgelagert, was neben der Dicke auch dem Gewicht von 158 Gramm zu Gute kommt – weniger als das alte Lumia 920. Das Unibody-Gehäuse des 1020 ist wahlweise in Schwarz, Weiß oder Gelb gehalten.

In den USA soll das Nokia Lumia 1020 ab 26. Juli beim Provider AT&T erhältlich sein. Mit einem Zwei-Jahres-Vertrag soll das Gerät 300 US-Dollar kosten. In einigen europäischen Märkten und China soll das Gerät in diesem Quartal starten. Einen genauen Termin nannte Nokia allerdings nicht, ebenso fehlen bisher Aussagen zum hiesigen Preis.

Siehe dazu auch:

Update 29.7.: In der ursprünglichen Fassung stand, dass das 808 das Bild ebenfalls in zwei Auflösungen speichert. Beim alten PureView hat der Nutzer allerdings nur die Wahl zwischen der vollen Sensorauflösung und Bildern mit reduzierter Auflösungen. Diese Angabe wurde korrigiert. Zudem wurden die Aussagen zum neuen Sensor klarer formuliert. (asp)