"Linux for Workgroups": Funktionsumfang von Linux 3.11 steht

Linux 3.11 bringt Verbesserungen am Radeon-Treiber, das Cluster-Dateisystem Lustre und Unterstützung für Intels Rapid Start Technology. Mit dem Codenamen und einem neuen Logo spielt Torvalds auf Windows for Workgroups 3.11 an.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Deutlich ausgebaute Unterstützung für die Stromsparmechanismen moderner Radeon-Grafikkerne ist eine der wichtigsten Neuerungen, die die erste, jetzt erhältliche Vorabversion von Linux 3.11 bringt. Zu dessen Freigabe hat Linus Torvalds den Codenamen von "Unicycling Gorilla" auf "Linux for Workgroups" geändert und das auf manchen Systemen beim Start angezeigte Logo verändert: Dies zeigt jetzt einen Tux, der eine Fahne mit einem Symbol hält, das an das Logo des 1993 freigegebenen Windows for Workgroups 3.11 erinnert. Es ist nach dem Intermezzo mit Tuz bei Linux 2.6.29 das zweite Mal seit der Einführung von Git, dass Torvalds dieses Logo ändert.

Neben den experimentellen Stromspartechniken für Radeon-GPUs, die man über den Parameter "dpm=1" des Kernel-Treibers radeon manuell aktivieren muss, bringt der neue Kernel auch Unterstützung für Intels Rapid Start Technology – eine vor allem bei Notebooks mit SSD und Intel-Chipsätzen häufiger zu findende Technik, bei der die Firmware ein im Suspend-To-RAM schlafendes System unter bestimmten Bedingungen kurz startet, um es in einen Suspend-To-Disk zu versetzen. Das Cluster-Dateisystem Lustre ist bei Linux 3.11-rc1 in den Staging-Zweig eingezogen, in dem unreifer Code liegt, der den normalen Qualitätsansprüchen der Kernel-Entwickler nicht genügt. Diesen Bereich konnte Zswap jetzt verlassen, das Speicherbereiche komprimiert im Arbeitsspeicher abzulegen versucht, die sonst in den Swap-Bereich ausgelagert werden müssten. Der neue Kernel bietet zudem Unterstützung zur KVM- und Xen-Virtualisierung auf ARM64; beim Einsatz von Xen erfordert das zusätzlich den Xen-Hypervisor 4.3.

Mit der Freigabe von Linux 3.11-rc1 hat Linus Torvalds wie üblich das Merge Window beendet, in dem er alle größten Änderungen für eine neue Kernel-Version aufnimmt. In der jetzt folgenden Stabilisierungsphase integriert er vornehmlich kleinere Änderungen, die Fehler korrigieren. Diese Phase ist derzeit meist acht, manchmal aber auch nur sieben Wochen lang – letzteres war bei dem vor zwei Wochen freigegebenen Linux 3.10 der Fall. Sofern die Ferienzeit auf der Nordhalbkugel den gewohnten Rhythmus nicht verlangsamt, dürfte Linux 3.11 in der ersten oder zweiten Septemberwoche erscheinen.

Greg Kroah-Hartman hat unterdessen die Longterm-Kernel Linux 3.4.53 und Linux 3.0.86 sowie die Stable-Kernel Linux 3.10.1 und Linux 3.9.10 freigegeben; mit letztgenannter Version wird die Pflege des Linux-Kernel 3.9 wahrscheinlich eingestellt. Wie üblich bringen diese Versionen vornehmlich Fehlerkorrekturen und kleine Verbesserungen, die keine neuen Fehler auslösen sollten. Bei Linux 3.10.1 hat Greg Kroah-Hartman indes recht viele der eingereichten Änderungen vorerst außen vor gelassen, weil nicht klar war, ob diese die Kriterien zur Aufnahme in Stable- und Longterm-Kernel tatsächlich erfüllen; daraus ist eine längere, noch andauernde Diskussion darüber entstanden, welche Änderungen wann für welche Kernel-Entwicklungslinie akzeptabel sind. (thl)