Real-Time Text soll Gehörlosen beim "Sprechen" helfen

Die Real-Time Text Taskforce (R3TF) arbeitet an einer Text-over-IP-Erweiterung, die es Gehörlosen und Schwerhörigen gestattet, Textkommunikation in Echtzeit wie bei einem Telefonat zu erleben.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit Unterstützung der Initiative Enabling Access der Internet Society geht die Real-Time Text Taskforce (R3TF) an den Start. Im Sinne des RFC 5194 arbeitet sie an einer Text-over-IP-Erweiterung, die es Gehörlosen und Schwerhörigen gestattet, Textkommunikation in Echtzeit wie bei einem Telefonat zu erleben.

Je multimedialer das Internet wird, desto eher laufen Menschen in Gefahr, von der Kommunikation abgehängt zu werden, wenn sie blind oder taub sind. Für Gehörlose, die auf Textkommunikation angewiesen sind, wären nach weitverbreiter Ansicht Textchats und das Twittern gute Kommunikationsformen. Das stimmt nicht unbedingt. "Gerade weil die Internet-Telefonie im großen Stil das herkömmliche Telefonieren ablöst, bekommen wir Gehörlosen Probleme mit dem Einsatz der üblichen Text-Telefone. Hier brauchen wir einen Ansatz, der Voice over IP entspricht und das ist Real-Time Text", teilt R3TF-Projektleiter Arnoud van Wijk heise online mit.

Im Unterschied zum Instant Messaging oder zu SMS wird bei R3TF jeder Buchstabe einzeln gesendet, sobald er gedrückt wurde. Im Rahmen von R3TF soll das Protokoll für dieses Text-Streaming weiter entwickelt werden. Außerdem will die Taskforce darüber aufklären, dass das Versenden von Buchstaben als Einzelpakete nicht viel Bandbreite benötigt, wie häufig argumentiert wird.

Neben dem Echtzeit-Tippen nutzen Gehörlose auch die Möglichkeit, Videomails in Gebärdensprache zu verschicken. Vorteil ist hier die Benutzung der internationalen Gebärdensprache (ISL), die für Gehörlose wesentlich einfacher zu verstehen ist als fremdsprachliche, geschriebene Texte. Mit Videonize von der Münchener Mailperfect AG soll der führende Anbieter in dieser Sparte aus Deutschland kommen. Die Lösung, bei der Videobotschaften gegen Entgelt von einem speziellen Server gestreamt werden, wurde nach Angaben von Mailperfect auf dem World Deaf Tennis Cup 2007 in München von Teilnehmern aus 20 Nationen zur internationalen Kommunikation benutzt. (Detlef Borchers) / (anw)