".amazon": Amazons Bewerbung für eigene Domain chancenlos

Die Regierungen nicht nur der betroffenen Amazonas-Anrainerstaaten sind sich einig: Die Domain ".amazon" sollte nicht an den Online-Versandhändler fallen. Damit hat Amazon nur noch theoretische Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung.

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Von
  • Monika Ermert

Der Online-Versandhändler Amazon hat am Dienstag den Kampf um die neue Top-Level-Domain ".amazon" verloren. Der Regierungsbeirat (GAC) der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) einigte sich auf Drängen Brasiliens und anderer Amazonas-Staaten beim 47. ICANN-Treffen im südafrikanischen Durban darauf, die ICANN zur Ablehnung der Bewerbung aufzufordern.

Laut den zwischen Regierungen und ICANN vereinbarten Regeln könnte der ICANN-Vorstand die Domain zwar doch noch vergeben, wenn er dafür gute Gründe vorbringen kann. Angesichts der Einigkeit unter den Regierungen ist dies allerdings kaum vorstellbar. Brasiliens Regierungsvertreter hatten die Entscheidung im GAC am Dienstag gemeinsam mit Peru, Argentinien, Chile und Uruguay erzwungen.

Gespräche mit der US-Handelsplattform hätten keine Lösung erbracht, erklärte der Vertreter Brasiliens. „Wir verstehen das Geschäftsmodell. Keine der beiden Seiten unterstellt der anderen Böswilligkeit.“ Die kulturelle Bedeutung des Namens für acht lateinamerikanische Länder erfordere jedoch die Ablehnung „im öffentlichen Interesse“. Im Regierungsbeirat wird nun auch überdacht, ob es für ähnlich Fälle in der Zukunft grundsätzliche Verfahren geben soll.

Der Sporthersteller Patagonia hatte seine Bewerbung für ".patagonia" kurz vor dem ICANN-Treffen zurückgezogen. Das Unternehmen hielt die Bewerbung offenbar für kaum noch aussichtsreich, nachdem die US-Behörde National Telecommunications and Information Administration (NTIA) als Vertreter der US-Regierung im GAC angekündigt hatte, sich bei Streitigkeiten um eine Reihe geografischer Top-Level-Domains neutral zu verhalten. Anders als Patagonia hat Amazon noch mehrere Eisen im Feuer, es hat sich für insgesamt 76 neue TLDs beworben – darunter auch die umkämpfte ".book". (vbr)