Der US-Energieverbrauch von 1776 bis 2012

Die amerikanische Energieagentur hat eine Statistik vorgestellt, die zeigt, wie stark sich der Energieverbrauch in dem Land seit der Unabhängigkeitserklärung erhöht hat.

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Von
  • Kevin Bullis

Die amerikanische Energieagentur hat eine Statistik vorgestellt, die zeigt, wie stark sich der Energieverbrauch in dem Land seit der Unabhängigkeitserklärung erhöht hat.

Man kann schnell vergessen, wie kurz die Menschheit erst große Mengen fossiler Brennstoffe wie Öl und Gas verbraucht – zumindest im historischen Kontext. Die amerikanische Energieagentur Energy Information Administration (EIA) hat nun eine sehenswerte Statistik veröffentlicht, die zeigt, wie sich der Energieverbrauch in den USA seit der Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1776 verändert hat. Darin ist zum Beispiel zu sehen, wie schnell der Verbrauch von Öl und Gas anstieg.

Steinkohle hat in den letzten Jahrhunderten am längsten durchgehalten. Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts ging es hier in den USA mit der großangelegten Förderung los. Riesige Mengen zur Energiegewinnung wurden allerdings erst Mitte des 19. Jahrhunderts eingesetzt, was dann rasch anstieg. Und: Die Gesamtenergienutzung verfünffachte sich. Als Erdöl sich langsam durchzusetzen begann, sah es anfangs danach aus, als würde die Kohle verdrängt. Doch der Sektor erholte sich schnell. Ein ähnliches Bild zeigte sich, als die Erdgasnutzung anzog – aber auch hier regenerierte sich die Steinkohlenachfrage in den USA nach wenigen Jahrzehnten.

Am Ende der EIA-Chart geht die Kohlenutzung wieder zurück und das Erdgas zieht an – ein Ergebnis des intensiven Frackings in den USA. Was die Statistik nicht zeigt: Die EIA erwartet, dass die Steinkohlenutzung in diesem Jahr wieder anzieht. Der Rohstoff ist in den USA vergleichsweise billig und das Land scheint stets neue Wege zu finden, ihn zu nutzen. Präsident Obama lobte erst kürzlich die jüngste Reduktion beim CO2-Ausstoß dank Erdgas. Schaut man auf die Chart der EIA, erscheint es wenig wahrscheinlich, dass das so bleibt, sollte es nicht zu baldigen regulatorischen Entscheidungen kommen, die die Kohle ausbremsen.

In Sachen erneuerbare Energieträger zeigt die EIA-Statistik ein interessantes Faktum auf: In den USA wird heute umgerechnet mehr Energie aus Wind und Sonne gewonnen als insgesamt Mitte des 19. Jahrhunderts an Energie verbraucht wurde. Würde man also beim heutigen Stand der Erneuerbaren bleiben, müsste die Gesamtbevölkerung auf den Stand von 1850 schrumpfen. Die einzelnen US-Bürger müssten so viel Energie verbrauchen wie damals, Großflugzeuge müssten abgeschafft und Industrieprozesse, die andere Energieformen als Strom verbrauchen, eingestellt werden. Beim Verkehr müsste das Land komplett auf Elektroautos setzen... Die gute Nachricht ist aber, wie stark sich die Nutzung der Erneuerbaren auch in den USA beschleunigt hat.

Allerdings zeigt die EIA-Statistik auch, dass die Einführung einer neuen Energiequelle nicht immer dafür sorgt, dass alte Formen aussterben, jedenfalls nicht auf längere Sicht. Selbst der Verbrauch von Holz ist mittlerweile so groß wie Mitte des 19. Jahrhunderts, obwohl es ein vergleichsweise unbequemer Energieträger ist. Die Einführung neuer Formen der Energieversorgung scheint also nur dazu zu führen, dass der Gesamtenergieverbrauch steigt. (Von Ausnahmen wie Walöl einmal abgesehen.)

Ohne Eingriffe des Staates oder politische Krisen, die dafür sorgen, dass der Preis fossiler Energieträger steigt, werden laut EIA-Statistik in den USA zwar mehr erneuerbare Energieformen eingesetzt – auch, weil ihr Preis sinkt. Doch alte Energieträger werden ebenfalls weiter verwendet – und zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit in größerem Maße als heute. Wenn die Berechnungen der EIA stimmen, werden auch 2040 noch 75 Prozent der US-Energie aus Erdöl, Kohle und Erdgas stammen. Das ist eine deprimierende Vorhersage. (bsc)