Zweite künstliche Netzhaut erhält Zulassung

Patienten, die an Retinopathia pigmentosa leiden, haben künftig die Wahl zwischen zwei Retina-Implantaten.

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Von
  • Susan Young

Patienten, die an Retinopathia pigmentosa leiden, haben künftig die Wahl zwischen zwei Retina-Implantaten.

Die europäischen Behörden haben Anfang Juli ein zweites Retina-Implantat zugelassen. Das Alpha IMS der Retina Implant AG besteht aus einem drei Millimeter großen, quadratischen lichtempfindlichen Mikrochip, der Bilder über Photodioden erkennt und diese Informationen elektrisch an Nervenzellen in der Netzhaut kommuniziert. Das Gerät wurde zur Behandlung von Patienten zugelassen, die an der degenerativen Augenerkrankung Retinopathia pigmentosa leiden, die die Photorezeptoren im Laufe der Zeit zerstört, beginnend mit den Stäbchen.

Eine erste künstliche Netzhaut, die von einer kalifornischen Firma hergestellt wird, ist in Europa bereits seit 2011 erhältlich. Dieses System, das Argus II des Herstellers Second Sight, nutzt eine Kamera, die an einer Brille angebracht ist und kommuniziert die erfassten Lichtsignale dann zu einem Implantat in der Retina. Das Alpha IMS benötigt dagegen keine extern sichtbare Ausrüstung.

Die zur Implantation notwendigen Operationen unterscheiden sich stark. Beim Argus II ist sie vergleichsweise unkompliziert und dauert drei Stunden. Beim Alpha IMS kann es dagegen bis zu zehn Stunden dauern – dabei wird der Chip in der Netzhaut mit einer Stromquelle verbunden, die hinter dem Ohr eingesetzt wird.

Die mit beiden Verfahren wiederherstellbare Sehleistung ist keineswegs vollständig und variiert von Patient zu Patient stark. Einige können beispielsweise wieder sich langsam bewegende Fahrzeuge wahrnehmen, offene Türen oder Haushaltsgegenstände sehen. Bei anderen Personen stellt sich gar keine Verbesserung ein. Dennoch hofft man bei Herstellern und in der Forschung, dass diese frühen Versionen der Retina-Prothesen bald durch bessere Modelle ersetzt werden, die mehr leisten. Diese werden vermutlich auch mehr Elektroden benötigen, um ein genaueres Bild an das Gehirn weiterzuleiten.

Billig ist die Technik heute noch nicht. Laut Walter-G Wrobel, Chef der Retina Implant AG, werden für das Alpha IMS und die Operation rund 100.000 Euro fällig. Derzeit versucht die Firma, auch eine Zulassung bei der US-Gesundheitsaufsicht FDA zu erhalten, um klinische Studien in Amerika beginnen zu können. (bsc)