Daten-Schlafmusik

Wissenschaftler an der Universität von Helsinki machen aus Träumen hörbare Klänge.

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Von
  • Hanns-J. Neubert

Wissenschaftler an der Universität von Helsinki machen aus Träumen hörbare Klänge.

Wie wäre es, wenn wir unsere Gefühle als Musik hören könnten? Wie würde der Soundtrack unserer Emotionen wohl klingen? Finnische Forscher sind dieser Fantasie einen Schritt näher gekommen: Sie "übersetzen" den nächtlichen Schlaf des Menschen in persönliche Klangkunstwerke. Aus Träumen wird Musik.

Hinter der "Schlafmusikalisierung" steckt jedoch ernsthafte Wissenschaft: Mittels Data-Mining versuchen Forscher in riesigen Mengen von Zahlen, Tabellen und Statistiken aussagekräftige Muster zu finden. Immer raffiniertere Methoden dienen dazu, die Informationsflut in den Griff zu bekommen und mögliche Zusammenhänge zu veranschaulichen. Informatiker Hannu Toivonen von der Universität Helsinki greift dafür auf Klänge zurück und will so nüchterne Daten zum persönlichen Erlebnis machen.

Dafür dokumentiert zunächst ein Schlafsensor des finnischen Unternehmens Beddit unter dem Bettlaken diverse Schlafparameter: Körperbewegungen, Herzschlag und Atemrhythmus. Ihnen sind verschiedene Eigenschaften der Musik zugeordnet. So gibt die Herzrate das Tempo vor, die Atmung den Rhythmus und Bewegungen wirken sich auf die Lautstärke aus.

Diese Infos verwandelt Toivonen, Leiter der universitären Data-Mining Forschungsgruppe, in ein Klavierstück. Dazu hat sein Team die Software "Sleep Musicalization" programmiert. Mittels Zeitraffer komprimiert sie die Nacht zudem zu einem vierminütigen Stück, das ein Gefühl dafür vermittelt, wie der Schlaf verlaufen ist. "Ruhigere Musik entspricht tieferem Schlaf", so Toivonen.

Die Methode soll in Zukunft helfen, Krankheiten anhand von veränderten Schlafrhythmen zu diagnostizieren. In welchen anderen Bereichen der Ansatz von Nutzen sein könnte, wird sich zeigen. "Da Gefühle sehr persönlich und oft etwas Privates sind, werden die besten Anwendungen wohl auch persönliche oder private Daten betreffen", meint Toivonen. (bsc)