Klartext: Quatsch an der Winch
Haben Sie je ein Quad aus einem gülligen Wasserloch gewincht oder bergab mit einem Fahrrad ein Motorrad überholt? Es lohnt sich, vor allem im Gelände, denn Probieren zeigt uns das Wesen des Fahrzeugs an sich.
Stuttgart, 23. Juli 2013 – "Im Gelände lernst du am meisten", gehört immer noch zu den beliebtesten Fahrinstruktorensprüchen. Zu recht: Im Gelände lernen Straßenfahrer lauter Dinge, die sie sonst entweder nie erleben oder gar nicht überleben: hauptsächlich Drifts, Schlupf, Rutschen und alle anderen Phänomene abseits des unbedingten Grips einer Asphaltfläche, die mit Gummi verzahnt. Im Gelände geht viel kaputt, aber durch die geringen Geschwindigkeiten sind die Einzelschäden kleiner. Es gibt also die Chance auf ein Lernen aus dem Schaden. Ein Überschlag an einer quer gefahrenen Steigung ist ärgerlich. Ein Überschlag außen in der Wiese an der Parabolika Hockenheims ist lebensgefährlich.
Am lehrreichsten ist das Gelände jedoch, wenn verschiedene Fahrzeuge zur Auswahl stehen, denn dann verrät es nicht nur etwas über uns, die Fahrer, sondern auch über das Wesen und den Sinn verschiedener Fahrzeugkonstruktionen an sich. Ein Fahrzeug ist ja dazu gebaut, Personen oder Fracht in seinem speziellen Einsatzgebiet schneller als ohne es zu befördern. Das vergessen wir nur gelegentlich, weil unsere Republik schon so lange durchasphaltiert ist, was die Terrain-Unterschiede verkleinert. Besonders lehrreich war es einmal, auf einer engen Endurostrecke zu sehen, wie bergab ein Geländefahrrad die Geländemotorräder überholt hat. Die Fahrer waren auf vergleichbarem Niveau, so circa Kreismeister. Aber ein Crosser wiegt eben gute neunzig kg und ein MTB neun. Es ist außerdem schmaler, kleiner und man kann es am Felsen schultern, um damit ein Stück zu kraxeln. Nur einen Motor hat es eben nicht, sodass die Crosser auf jeder nur ansatzweise offenen Fläche vorbeischießen. Prinzipiell Vergleichbares gibt es in der Wüste zu sehen, wenn sich die fetten GS Adventures der Geldabenteurerfraktion im Sand festfressen, während die Einheimischen mit ihren Supercubs links und rechts staunend an diesem künstlichen, kapitalen Felsen vorbeifüßeln. Hat der GS-Mann jedoch seinen Eimer endlich ausgegraben und eine ausreichend feste Schotterstraße gefunden, wird er wiederum an allen dort mitfließenden Cubs vorbeifahren.
Klartext: Quatsch an der Winch (4 Bilder)

Can-Am Outlander: sehr lustig, auch ohne grundsätzliches Verständnis. Ich würde es nur mit Winch kaufen.
Genau daran musste ich denken, als ich das erste Mal ein Quatsch fuhr, von Amerikanern auch ATV genannt. Denn eigentlich wollte ich mir "nur schnell" das (große) Testgelände anschauen, der Fotograf sollte warten. Aber ich kam nicht mehr wieder. Der Grund war, dass ich meine marginalen Erfahrungen von der Art, wo ich wie mit einem Crosser oder einer Enduro durchkomme, auf die Realität meines Vierrads anwandte, in der sie absolut unangebracht waren. Oh, eine Baumstammbrücke! Da fahr ich doch rübba! *Wrrrn* *klonk* Hm. Zwei Räder fielen zwischen die Balken. An einem ATV ist in so einem Fall nichts mehr zu rucken, das sitzt dann fest. Zeit für die Winch! Wo mach ich sie fest? Ah, an diesem anderen Fahrzeug, das da steht! ... Ne, geht nicht, das wird nur hergezogen. Stattdessen riss ich ein Bäumchen halb aus.