OECD-Prognose für 2009: Die Krise erfasst die IT-Branche

Laut einer Prognose der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird die herrschende Wirtschaftskrise im kommenden Jahr auch auf die IT-Industrie durchschlagen. Hart wird es demnach besonders für die Halbleiterbranche.

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Von
  • Monika Ermert

Die Wirtschaftskrise wird im kommenden Jahr auch die IT-Branche hart treffen, prognostiziert die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Schon im laufenden Jahr hat sich das Wachstum der IT-Industrie in den OECD-Mitgliedsländern auf 4 Prozent abgeschwächt. Im kommenden Jahr werde die herrschende Krise die Branche noch härter treffen, schreibt die OECD in ihrem gerade veröffentlichten zweijährlichen Information Technology Outlook.

Dabei werden einzelne Bereiche vom heranziehenden "Unwetter" mehr gebeutelt als andere, meinen die OECD-Analysten. Dienstleistungsanbieter und Softwarehersteller dürfen demnach noch mit einem Wachstum rechnen; auch der Internethandel und Investitionen in die Infrastruktur sollen stabil bleiben. Einen scharfen Knick werde es dagegen für die Halbleiterbranche geben. Hier rechnet die OECD mit einem Umsatzrückgang um 6 Prozent nach einem bereits schwachen Wachstum von 2,2 Prozent im laufenden Jahr.

Trotz des Abschwungs, der sich erst nach 2009 umkehren werde, stehe die IT-Branche noch etwas besser da als die Gesamtwirtschaft, analysiert die OECD. Nach 2009 dürfe man vom IT- und TK-Bereich auch ein rascheres Wachstum erwarten als in der Wirtschaft insgesamt. Von Vorteil werde dabei die weitere Entwicklung der Breitband-Infrastruktur und darüber möglicher neuer Services sein. Die Breitbandnutzerschaft weltweit hat sich laut OECD-Zahlen in der Zeit von 2003 bis 2008 von 68 Millionen auf 251 Millionen entwickelt, Deutschland bleibt in der OECD-Statistik im Mittelfeld hinter den USA, zahlreichen skandinavischen Ländern, Japan und Spitzenreiter Korea.

Eine der Herausforderungen des kommenden Jahres wird angesichts der trüben Gesamtsituation laut OECD die Finanzierung von Investitionen in Informationstechnologie. Bislang profitierte der IT-Sektor stark vom stetigen Zufluss von Risikokapital. Hier zeichne sich hier ein starkes Abbremsen bereits ab. Einen Rückgang erwartet die OECD dabei auch bei ausländischen Direktinvestitionen, die 2007 auf ein historisches Hoch geklettert waren. Ein Fünftel aller Firmenaufkäufe in 2007 im Gesamtwert von 170 Milliarden US-Dollar betrafen den IT-Sektor.

Treffen könnte das ausbleibende Risikokapital nicht zuletzt auch die vom IT-Sektor beschäftigten eine Million Forscher und Entwickler, die Hälfte davon in den USA. Die Branche in den OECD-Ländern gibt aktuell immerhin zweieinhalb mehr für "Research and Development" aus als der Automobilsektor und mehr als das Dreifache der Ausgaben der pharmazeutische Industrie. Auch hier kommt das Geld vor allem aus den USA, die für 40 Prozent der Forschungsausgaben verantwortlich zeichnen gegenüber 25 Prozent aus den 15 alten EU-Mitgliedsstaaten. Stark gewachsen sind in den vergangenen Jahren die IT-bezogenen Forschungsausgaben bei Nicht-IT-Unternehmen, sie erreichten laut OECD 25 Prozent.

Gewisse Hoffnungen richten sich in der Krise gerade auch auf Märkte in Asien, und mehr noch auf neu entstehende Märkte im Mittleren Osten sowie in Lateinamerika und Afrika. In China, Korea Malaysia, Thailand und osteuropäischen Ländern nahmen IT-Exporte im ersten Halbjahr 2008 weiter zu. Inwieweit die Entwicklung der Nachfrage in den genannten Ländern Einbrüche in klassischen Märkten kompensieren können, ist laut OECD aber noch nicht ausgemacht. (Monika Ermert) / (vbr)