Turbosegel-Frachter "E-Ship 1" vom Stapel gelaufen

Vier 25 Meter hohe Flettnerrotoren sollen einen Großteil der Antriebsenergie liefern.

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Von
  • Jan Oliver Löfken

Mit vier Flettnerrotoren soll das E-Ship auf langen Fahrten bis zu 50% Schiffsdiesel einsparen.

(Bild: Lindenau-Werft, Enercon)

Am Samstag hat die Kieler Werft Lindenau zusammen mit dem Windradbauer Enercon in Aurich den 130-Meter-Frachter "E-Ship 1" vom Stapel laufen lassen. Statt durch Segeltücher wird die Windkraft durch vier 25 Meter hohe rotierende Zylinder – sogenannte Flettnerrotoren – eingefangen.

Nach dem Abschluss der Aufbauarbeiten gegen Ende des Jahres soll das "E-Ship 1" Windkraftanlagen von Enercon mit einer Geschwindigkeit von maximal 17,5 Knoten (32,4 Kilometer pro Stunde) zu den Kunden in Übersee transportieren. Hauptantrieb des 22,5 Meter breiten Schiffs bleiben dabei konventionelle Motoren mit je 3500 Kilowatt Leistung. Auf langen Fahrten soll das E-Ship 1 über die Rotoren 30 bis 50 Prozent Schiffsdiesel einsparen.

Die Technologie hinter dem E-Ship 1 wurde bereits in den 1920er Jahren entwickelt: An den von Anton Flettner erfundenen Turbosegeln strömt Seitenwind so geschickt vorbei, dass sich auf der Vorderseite der drehenden Zylinder ein Unterdruck aufbaut. Dadurch wird das ganze Schiff vorwärts gezogen. Anfang der 1980er Jahre ließ der französische Ozeanograph Jacques-Yves Cousteau das mit zwei Flettnerrotoren bestückte Forschungsschiff "Alcyone" bauen.

Die Entwickler des "E-Ship 1" sind von dessen Hochseetüchtigkeit überzeugt. Es seien keine Schwierigkeiten zu erwarten, da auch andere Schiffe mit großen Kränen oder hohen Decksladungen ähnliche Abmessungen aufwiesen. "Wir werden mit dem E-Ship zeigen, dass sich mit den Segelrotoren im Schiffsverkehr viel Treibstoff einsparen lässt", ist Enercon Firmengründer Aloys Wobben überzeugt. Werftleiter Dirk Lindau sieht im E-Ship einen wichtigen Schritt zur Zukunftssicherung: "Deutschland als Schiffbaustandort wird langfristig nur überleben können, wenn wir in der Lage sind, Spezialschiffe anzufertigen, die innovative Lösungen für die drängenden Fragen der Zukunft hinsichtlich Schiffsbetriebskosten und Nachhaltigkeit bieten."

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(Jan Oliver Löfken)/ (sha)