Staatsanwalt zu Wikileaks-Whistleblower Manning: Ein "überzeugter Anarchist"

Der US-Gefreite Bradley Manning sei in den Irak aufgebrochen, um den Vereinigten Staaten zu schaden und eine "weltweite Anarchie" herbeizuführen: Die Staatsanwaltschaft fährt im Manning-Prozess schweres Geschütz auf.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Prozess gegen den US-Gefreiten und Wikieleaks-Whistleblower Bradley Manning in Fort Meade haben die Schlussplädoyers begonnen. Zum Auftrakt lieferte die Staatsanwaltschaft ein düsteres Porträt des damals 22-jährigen Soldaten, der als "überzeugter Anarchist" in den Irak aufbgebrochen sei, um den Vereinigten Staaten zu schaden und eine "weltweite Anarchie" herbeizuführen. Das Manning dem Feind geholfen habe, sei daran zu erkennen, dass "Terrorvideos" Ausschnitte aus dem von Wikileaks veröffentlichten Video "Collateral Murder" enthalten und Wikileaks-Dokumente auf dem Computer von Osama Bin Laden gefunden worden seien. Das Plädoyer der Verteidigung ist für den heutigen Freitag angesetzt.

Der Militär-Staatsanwalt Major Ashden Fein, der mit seinen Anarchismus-Vorwürfen wenig Wissen über politische Bewegungen und Theorien bewies, trug fünf Stunden lang Material zu jedem einzelnen der 22 Anklagepunkte zusammen. Bradley Mamming sei ein Hacker und kein Humanist, ein Verräter und kein Whistleblower. Er sei egoistisch, eitel und selbstverliebt und habe Julian Assange gefallen wollen. Er habe keinen Respekt vor der US-Flagge gehabt und keine Sympathie für die USA und im Chat mit seinem Enttarner Adrian Lamo Worte gebraucht, "ähnlich wie sie Anarchisten benutzen", die den Sturz der USA planten. Er habe als Militäranalytiker genau gewusst, welchen Wert die von ihm weitergereichten Dokumente für den Feind hatten und damit direkt Al Quaida zugearbeitet. Seine Taten seien alles andere als ein Whistleblowing gewesen, sondern es habe dem Feind geholfen, als die Dokumente in der Öffentlichkeit auftauchten: "Die Öffentlichkeit umfasst auch den Feind und das wusste Manning." Manning habe bewusst sein Land verraten und keine Loyalität gegenüber seinen Vorgesetzten und der US-Armee bewiesen, als er den privilegierten Zugang zu geheimen Dokumente nutzte, um den Feind zu informieren.

Die unermüdliche Betonung der anarchistischen Taten von Manning durch den Staatsanwalt müssen vor dem Hintergrund gesehen werden, dass dessen Verteidigung darauf abstellen wird, Manning als jungen, etwas naiven Mann zu schildern, der vom Krieg im Irak erschüttert wurde und aus Gewissensqualen handelte. Das Plädoyer von Manning-Verteidiger David Coombs wurde nach der fünfstündigen Attacke des Staatsanwaltes auf den heutigen Freitag verschoben.

Wie in den bisherigen Verhandlungstagen ist das Transkript der Verhandlung von der Freedom of the Press Foundation veröffentlicht worden.

(jk)