Neuer Wikipedia-Editor für alle

Der neue Visual Editor für die Online-Enzyklopädie Wikipedia ist nun reif zur Benutzung und wird Zug um Zug für die verschiedenen Ausgaben freigeschaltet. Er soll besonders Einsteigern die Mitarbeit am Wikipedia-Projekt erleichtern.

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Von
  • Torsten Kleinz

Nach mehr als zwei Jahren Entwicklungszeit schaltet die Wikimedia Foundation den neuen Visual Editor jetzt nach und nach für alle Wikipedia-Ausgaben frei. Die dadurch ermöglichte einfachere Methode, Artikel zu überarbeiten, soll die Mitarbeit an der Online-Enzyklopädie gerade für Neulinge attraktiver machen.

Der neue Visual Editor unterstützt die Arbeit an Wikipedia-Artikeln grafisch, wie es bei der Drucksachen- und Webgestaltung schon lange üblich ist.

Bisher mussten Wikipedia-Artikel in der Formsprache Wikitext geschrieben werden, was gerade für technisch unerfahrene Nutzer eine große Hürde darstellt. Der neue Visual Editor beruht hingegen auf dem Prinzip "What you see is what you get", auch als Echtbild-Darstellung bekannt: Anwender sehen gleich, wie der fertige Artikel aussehen soll. Sie können Überschriften und Links setzen, ohne sich mit der Syntax zu beschäftigen. Nutzer, die Wikitext bevorzugen oder spezielle Formatierungen erzeugen wollen, die der neue Editor noch nicht direkt unterstützt, können weiterhin auf den Wikitext-Modus zugreifen. Das betrifft etwa die Arbeit an Infoboxen. Auch Diskussionsseiten müssen zunächst weiterhin in Wikitext geschrieben werden. Die Wikimedia Foundation arbeitet aber an einer neuen Diskussionsplattform namens "Flow".

Der Visual Editor ist eines der Kernprojekte der Wikimedia Foundation. Er soll dazu beitragen, dem Autorenschwund entgegenzuwirken, der in den letzten Jahren aufgetreten ist: Zwar erreicht die Online-Enzyklopädie ständig neue Leserschichten, aber die Zahl ihrer Autoren ist stark zurückgegangen. Derzeit stagniert sie bei etwa 85.000. Ob die einfachere Bearbeitungsmethode wie erhofft neue Autoren anzieht, muss sich allerdings erst noch zeigen. Erste Statistiken weisen sogar eine geringe Wahrscheinlichkeit aus, dass unregistrierte Nutzer Artikel bearbeiten, wenn sie mit der neuen Eingabemthode konfrontiert werden.

Das Verlinken von Artikeln geschieht bequem per Auswahlliste.

Die Entwicklung war äußerst komplex, nicht zuletzt wegen des über Jahre wild gewachsenen Umfangs der Beschreibungssprache Wikitext. Vieles darin ist nicht eindeutig. Es erschien zunächst unmöglich, die inzwischen mehr als 27 Millionen Artikel verlustfrei in ein neues Format umzuwandeln. Deshalb haben die Entwickler die Software "Parsoid" geschaffen. Sie wandelt Wikitext-Artikel in ein Format um, das der Visual Editor bearbeiten kann. Die geänderte Artikelfassung wird dann in den althergebrachten Wikitext rückkonvertiert. Diese Umwandlung dauert je nach Größe des Artikels einige Sekunden.

In der englischen Wikipedia-Fassung ist der neue Editor bereits für alle Nutzer voreingestellt. In der deutschen Ausgabe können bisher nur die registrierten Nutzer auf ihn zugreifen. In der kommenden Woche sollen auch die nicht registrierten Nutzer folgen. (psz)