NSA-Preisträger von Google kritisiert den US-Geheimdienst

Ein Sicherheits-Experte, der von der NSA für eine wissenschaftliche Arbeit zur Passwort-Sicherheit ausgezeichnet wurde, hat die Massenüberwachung des Geheimdienstes kritisiert. Der Kern des Problems liege aber in Washington.

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Der Google-Mitarbeiter Joseph Bonneau, der von der NSA für einen Aufsatz über Cybersicherheit ausgezeichnet wurde, hält den US-Geheimdienst in seiner derzeitigen Form für nicht vereinbar mit einer freien Gesellschaft. Angesichts der Enthüllungen über PRISM sei er wie viele andere Kryptographen und Sicherheits-Experten traurig, dass man die Öffentlichkeit nicht besser über die Gefahren und den fraglichen Nutzen von Massenüberwachung aufgeklärt habe, hat er in einem Blogeintrag geschrieben. Deswegen habe er auch gemischte Gefühle angesichts der Verleihung des NSA Awards für die beste wissenschaftliche Arbeit zur Cybersicherheit. Seiner Meinung nach ist aber die Politik in Washington hauptsächlich verantwortlich für das Problem.

In seiner Arbeit "The science of guessing" an der Universität von Cambridge hat Bonneau fast 70 Millionen anonymisierte Passwörter von Yahoo-Nutzern untersucht. Dabei stellte er fest, dass auch weit voneinander entfernte Sprachgemeinschaften ähnlich unsichere Passwörter wählen. Bei der Auswahl eines Passwort haben demnach Motivationen wie die Auswahl eines Passworts für die Kreditkarte keinen größeren Einfluss als Alter oder Nationalität des Nutzers. Insgesamt habe seine Arbeit angedeutet, dass Nutzer nicht willens oder in der Lage seien, ausreichend die Sicherheit ihrer Passwörter zu steuern.

Am gestrigen Sonntag stellte sich Bonneau außerdem auf Reddit den Fragen der Nutzer. Dabei äußerte er unter anderem die Befürchtung, dass auch die aktuellen Enthüllungen durch den ehemaligen NSA-Analysten Edward Snowden nichts an der Praxis der übermäßigen Überwachung ändern werden. (mho)