Marktforscher: Linux dominiert Mobile Internet Devices
In vier Jahren werden fast 40 Millionen Geräte der neuen Gattung MID (Mobile Internet Devices) verkauft - die meisten sollen mit einem der quelloffenen Linux-Systeme laufen, prognostiziert Marktforscher ABI Research.
Zum Auftakt der Linuxworld Expo in San Francisco machen die Marktstatistiker den Open-Source-Entwicklern Hoffnung, im noch winzigen Markt der tragbaren Internet-Geräte ganz groß raus zu kommen. Erstmals schließt der Linux-Kongreß eine dreitägige Linux-Mobile-Konferenz mit ein. Für dieses Jahre erwarten die Marktforscher von ABI ganze 305.000 verkaufte MIDs (Mobile Internet Devices). Ende 2012 sollen es aber bereits 39,6 Millionen Stück sein.
ABIs Forschungsdirektor Stuart Carlaw sieht dann die Linux-Varianten LiMo, Maemo (unter anderem Basis für Nokias Internet-Tablets) und Moblin klar in Führung, da sie derzeit die entscheidenden Trends in ihrer Entwicklung vorwegnähmen. Microsofts Windows Mobile und andere Rivalen werden hinter das quelloffene Betriebssystem zurückfallen. "Flexibilität und Konfigurierbarkeit und im Vergleich zu Windows Mobile deutliche Kostenvorteile werden Linux eine Führungsrolle in diesem Markt sichern."
Der noch sehr junge Markt für MIDs ist zusehends heftig umkämpft. Neben Windows Mobile rechnen sich etablierte Wettbewerber im Smartphone-Segment Chancen aus, ihre Systeme auf Geräte mit etwas größeren Displays, breitbandigem Internet-Anschluss und voll funktionsfähigem Browser auszuweiten. RIM (Blackberry) und Palm liefern sich mit Apple Gefechte um Modelle und Carrier-Subventionen. Neu dazu stößt Googles Mobilbetriebssystem Android. Die Software-Firma Access aus Tokio hat neben dem Palm-Betriebssystem auch ein eigenes Mobil-Linux-Derivat names ALP im Angebot. Nachdem Amazon ALP für seinen E-Book-Reader Kindle gewählt hat, sollen jetzt weitere MID-Hersteller gewonnen werden. Auf der Linuxworld wollen die Japaner mit ALP Touchscreen-Fähigkeit und neue Widget-Funktionen im Browser zeigen, die soziale Netzwerkfunktionen auf Mobilgeräten unterstützen.
Das LiMo-Konsortium meldete jüngst den Beitritt von elf neuen Mitgliedsfirmen – darunter Freescale Semiconductor, Telecom Italia und den chinesischen Handy-Hersteller ZTE – sowie die Freigabe von sieben neuen, LiMo-konformen Telefonen. Maemo wird von Nokia gesponsert, Intel unterstützt Moblin. Die Finnen haben pikanterweise mit Symbian noch ein weiteres schwergewichtiges Eisen im Feuer: Symbian dominiert den Smartphone-Markt zu 65 Prozent, der Quellcode soll ebenfalls geöffnet werden. Für Intel wiederum bildet Moblin einen wichtigen Baustein für den Erfolg kommende Chip-Generation Atom. Damit will der Prozessorprimus zum einen beim Taschen-Internet reüssieren, und andererseits eine SoC-Plattform (System on Chip) für Unterhaltungselektronik und industrielle Embedded-Systeme etablieren. Erste SoC-Produkte für Storage- und Kryptografie-Systeme hat Intel kürzlich erst angekündigt. (Erich Bonnert) / (jk)