Kartographieren per Ballon

Ein Selbstbaukit erlaubt es Interessierten, eigene Luftbilder anzufertigen, aus denen dann Online-Karten werden.

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Von
  • Aviva Hope Rutkin

Ein Selbstbaukit erlaubt es Interessierten, eigene Luftbilder anzufertigen, aus denen dann Online-Karten werden.

Luftaufklärung und Kartographierung waren bislang Satelliten, Drohnen oder Flugzeugen vorbehalten. Nun soll das sogenannte Balloon-Mapping die Überwachung des Luftraums Zivilisten ermöglichen – und das für wenig Geld.

In der Praxis reichen dafür neben einem Gummiballon eine Abwickelmaschine, ein paar Gummibänder und Karabinerhaken – und sollte ein Ballon kurzzeitig nicht verfügbar sein, tut's auch ein Miniluftschiff mit Heliumfüllung oder ein Drachen. Zur Bildaufnahme wird eine Digitalkamera oder ein Smartphone verwendet, die auf Dauerfotoaufnahme geschaltet sind. Dann geht's in die Luft. Später können die Bilder dann mit Open-Source-Werkzeugen wie MapKnitter zusammengesetzt werden.

Passende Selbstbaukits werden mittlerweile in den USA online für knapp 100 Dollar vom Public Laboratory of Open Technology and Science (PLOTS) verkauft. PLOTS ist eine Nutzergemeinschaft, die sich unter anderem auf das Aufdecken von Umweltproblemen spezialisiert hat. Eines der ersten großen Projekte der Gruppe war die Kartographierung der Ausdehnung der Deepwater-Horizon-Ölpest an der US-Golfküste. Seither haben PLOTS-Mitglieder Karten von vielen anderen Umweltgefahren erstellt, darunter etwa die Ableitung ungeklärter Abwässer in den Gowanus-Kanal in New York City oder die Ausdehnung einer riesigen Müllkippe in Saugus. Ende Juli ging die PLOTS-Ortsgruppe in Somerville eine Kooperation mit dem staatlichen U.S. Fish and Wildlife Service ein, um die Verbreitung invasiver Spezies in einem See in Massachusetts zu untersuchen.

Die Daten, die mit Hilfe der PLOTS-Kits erstellt werden, sind kostenlos online nutzbar. Die Website archiviert Ballonkarten aus der ganzen Welt. In Foren können sich die Mitglieder zudem gegenseitig unterstützen und Tipps geben, wie bessere Aufnahmen gelingen. Einige der Karten werden mittlerweile sogar verwendet, um offizielle Daten der US-Geobehörden anzufechten.

"Karten wurden früher oft von den Mächtigen verwendet, um Einfluss Ländereien auszuüben", heißt es in einer Einführung auf der PLOTS-Website. "Unsere Graswurzelkartographie versucht nun, diese Dynamik umzudrehen."

Balloon-Mapping ist nur ein Ansatz, wie professionelle Luftbildaufnahmen in die Hände ganz normaler Bürger gelangen. Das Projekt Dronestagram versucht beispielsweise, die besten Drohnenaufnahmen zu sammeln, dabei kamen etwa beeindruckende Bilder aus Frankreich und Dubai heraus. Eine andere Online-Gemeinschaft, DIY Drones_blank liefert Tipps und Tricks für Menschen, die Hobby-Drohnen mit Arduino-Minirechnern smarter machen wollen. (bsc)