WIPO: Mehr Streit um Domainnamen

Noch nie wurden vor dem Arbitration and Mediation Center der World Intellectual Property Organisation (WIPO) so viele Schiedsgerichtsverfahren um Domainnamen geführt wie im vergangenen Jahr.

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Im Jahr 2007 wurden so viele Schiedsgerichtsverfahren um Domainnamen vor dem Arbitration and Mediation Center der WIPO (World Intellectual Property Organisation) geführt, wie noch nie: In insgesamt 2156 Verfahren wurde um 3549 Domainnamen gestritten. Das sind rund 18 Prozent mehr Verfahren als 2006 und 16 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2000. Auf der Basis der sogenannten "Uniform Dispute Resolution Policy" (UDRP) können Markenrechtsinhaber seit Dezember 1999 versuchen, Kontrolle über eine von einem Dritten registrierte Domain zu erhalten. Sie müssen dabei nachweisen, dass der Domainname gleich oder ähnlich ihrer Marke ist, der Inhaber kein Recht auf oder berechtigtes Interesse an der Domain hat und die Registrierung böswillig erfolgte.

Die UDRP ist auf die generischen Zonen (gTLD) .aero, .biz, .cat, .com, .coop, .info, .jobs, .mobi, .museum, .name, .net, .org, .pro und .travel sowie auf 51 Länderzonen (ccTLD), darunter .ch, anwendbar. Konflikte um .de- und .at-Domains werden hingegen von nationalen Streitschlichtungseinrichtungen nach eigenen Regeln behandelt. Registrare sind verpflichtet, den WIPO-Entscheidungen nachzukommen, sofern diese nicht innerhalb von zehn Tagen vor Gericht bekämpft werden.

Die meisten Beschwerden kamen 2007 aus den USA (5741 Fälle oder 45 Prozent), Frankreich (1308 Fälle oder 10,3 Prozent), dem Vereinigten Königreich (969 Fälle oder 7,6 Prozent), Deutschland (718 Fälle oder 5,6 Prozent) und der Schweiz (641 Fälle oder 5 Prozent). Die Beschwerdegegner waren meist in den USA (5125 oder 40,2 Prozent), dem Vereinigten Königreich (1089 oder 8,5 Prozent), China (640 oder 5 Prozent), Kanada (616 oder 4,8 Prozent) und Spanien (582 oder 4,6 Prozent) beheimatet. Deutschland liegt bei der Zahl der Beschwerdegegner mit 171 Fällen auf Platz 12 (1,3 Prozent).

In einem Viertel aller vorgebrachten Fälle einigen sich die Streitparteien noch vor einer Entscheidung des WIPO-Panels. In den übrigen Verfahren obsiegt zu 85 Prozent der Beschwerdeführer, nur zu 15 Prozent kann der Belangte seine Domain behalten. 2007 wirkten insgesamt 278 Personen aus 42 Ländern als Entscheidungsträger an den Verfahren mit. 93 Prozent der umstrittenen Domains (3298) waren aus generischen Zonen, nur sieben Prozent aus landesspezifischen Zonen (251). Fast drei Viertel (2424) aller gTLD-Streitigkeiten betrafen .com-Domains, gefolgt von .net (287), .info (245) und .org (227).

Von den entschiedenen Fällen betrafen die meisten Domainnamen aus dem Bereich Biotechnologie und Pharmazie (10 Prozent), gefolgt von Bank- und Finanzwesen (9,5 Prozent), Internet und IT (9,3 Prozent), Einzelhandel (7,8 Prozent), Unterhaltung (7,1 Prozent) sowie Lebensmittel, Getränke und Restaurants (7 Prozent). Über 89 Prozent der Verfahren wurden in englischer Sprache geführt; aber auch in Französisch, Spanisch, Deutsch, Chinesisch, Koreanisch, Italienisch, Holländisch, Japanisch, Rumänisch, Dänisch, Portugiesisch und Schwedisch wurde verhandelt. (Daniel AJ Sokolov) / (pmz)