Mikromechanische iMod-Displays marktreif

Erste Mobilgeräte nutzen Qualcomms stromsparende iMOD-Displays, bei denen das Bild ähnlich wie auf einem Schmetterlingsflügel entsteht.

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Das Bluetooth-Headset ARWH1 von Acoustic Research nutzt ein iMod-Display zur Statusanzeige

Nach langer Entwicklungszeit sollen die ersten Mobilgeräte mit iMOD-Display von Qualcomm auf den Markt kommen. Bereits im Mai dieses Jahres beschloss Mobilgerätehersteller Ubixon, die Qualcomm-Displays für seine kommende Generation von Bluetooth-Headsets zu nutzen. Nun hat das koreanische Unternehmen rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft ein Bluetooth-Headset von Audiovox mit mikromechanischem Display von Qualcomm ausgestattet. Das Acoustic Research Headset ARWH1 zeigt darauf Informationen wie den Betriebszustand des angeschlossenen Zuspielers, die ID des Anrufers oder den Batteriestatus. Auch der Mobilgerätehersteller Qingdao Hisense Communication (HCC) will iMod-Displays nutzen: Im kommenden Jahr sollen Handys des chinesischen Herstellers damit ausgestattet werden.

US-Telecom-Ausrüster Qualcomm hatte die iMod-Technik (Interferometric Modulation) 2004 von der Firma Iridigm Display übernommen und im vergangenen Jahr erstmals kleine Displays mit den mikromechanischen Spiegelchen vorgestellt. Die Bildpunkte entstehen in den reflektiven Displays ähnlich wie bei einem Schmetterling: Das einfallende Licht wird hinter einer Grenzschicht reflektiert und dabei je nach Dicke der Grenzschicht für den Betrachter verstärkt oder ausgelöscht.

Die Grenzschicht besteht in den mikromechanischen Qualcomm-Displays aus einem dünnen Luftpolster, das elektrisch gesteuert verringert werden kann. Die Reflexionsschicht bilden kleine Membranplättchen, die sich bei Anlegen eines elektrischen Feldes verbiegen und so den Luftspalt minimieren. Ab einer definierten Schwelle wird der Luftspalt quasi geschlossen und das reflektierte Licht überlagert sich mit den einfallenden Lichtstrahlen in destruktiver Interferenz, der Betrachter sieht Schwarz (kein Licht). Bei geöffnetem Luftspalt – die Membran ist durch Umkehrung des elektrischen Feldes in ihre Ausgangsposition zurückgeschnellt und der Luftspalt größer geworden – verstärken sich einfallende und reflektierte Lichtstrahlen und der Betrachter sieht Licht der jeweils verstärkten Wellenlänge (konstruktive Interferenz). Die Wellenlänge respektive Farbe des austretenden Lichts hängt von der Dicke des Luftspalts ab und ist in jedem Pixel vorgegeben. Graustufen erzeugt man in den ungemein flinken iMod-Displays durch zeitliche Modulation: Je häufiger die Membran zuschnappt, umso dunkler der Bildpunkt. Der Vorteil der Qualcomm-Displays gegenüber reflektiven LCDs liegt in der geringen Leistungsaufnahme und dem hohen Reflexionsgrad von derzeit 45 Prozent.

Vor einiger Zeit übergab Qualcomm die Fertigung der kleinen Spiegeldisplays an den taiwanischen Displayproduzenten Prime View International (PVI). Bislang hat das Unternehmen nur einfarbige Displays mit maximal 128 × 96 Pixeln (130 dpi) und 1,2 Zoll Diagonale (3 Zentimeter) im Programm. Während diese Größe für das Bluetooth-Headset ausreichen dürfte, wird der Hersteller für die Mobiltelefone wohl noch einen Zoll drauflegen müssen. (uk)