Prozess gegen Wikileaks-Whistleblower: Bradley Manning appelliert an Richterin

Im Prozess gegen den US-Gefreiten Bradley Manning wegen Geheimnisverrats hat sich Manning selbst für seine Handlungen entschuldigt. Er habe geglaubt, Menschen helfen zu können und sich daher nicht an die offiziellen Befehlswege gehalten.

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Von
  • Detlef Borchers

Dem Wikileaks-Whistleblower Bradley Manning drohen vor dem Militärgericht bis zu 90 Jahre Haft

Im Prozess gegen den US-Gefreiten Bradley Manning wegen Geheimnisverrats hat sich Manning selbst für seine Handlungen entschuldigt. Er habe geglaubt, Menschen helfen zu können und sich daher nicht an die offiziellen Befehlswege gehalten. Dies sei vermessen von ihm gewesen und er werde den Preis dafür zahlen müssen. Manning appellierte an die Richterin, eines Tages wieder seinen Platz in der Gesellschaft einnehmen und sich und seiner Familie zeigen zu können, dass er ein besserer Mensch geworden ist.

Im Prozess am Militärgericht in Fort Meade ist die Verteidigung derzeit bemüht, das Strafmaß von maximal 90 Jahren durch entlastende Aussagen zu reduzieren. Ehemalige Militärs bezeugten, dass es um die Disziplin und Sicherheit in Mannings Einheit schlecht bestellt war. Der Manning behandelnde Militärpsychologe bestätigte die Ausnahmesituation, in der sich der "emotional unstabile" junge Mann befand. Der Psychologe war seinerzeit hinzugezogen worden, nachdem Manning ausrastete, einen Tisch voller Computer umwarf und einen Vorgesetzten bedrohte. Er erklärte, dass Manning sicher im guten Glauben gehandelt habe, die Menschheit aufrütteln zu können. Mannings Schwester schilderte schließlich, in welchen Umständen Manning zur Welt kam. Beide Eltern seien Alkoholiker gewesen, bis zum dritten Monat ihrer Schwangerschaft habe Mannings Mutter stark getrunken.

Schließlich gab Bradley Manning ein kurzes Statement ab. Er wurde nicht vereidigt und kann damit nicht von der Anklage ins Kreuzverhör genommen werden. Im Unterschied zu seiner engagierten Aussage in der Voruntersuchung gab sich Manning einsichtig. Er habe in seiner Haft und im Prozess lernen können, die Folgen seines Verhaltens besser zu beurteilen. "Ich schaue zurück auf meine Entscheidungen und wundere mich, wie ich, als Junior-Analyst, um alles in der Welt geglaubt habe, die Welt zum Besseren verändern zu können. Im Nachhinein ist mir klar, dass ich energischer innerhalb des Systems hätte arbeiten müssen, dass es dort Möglichkeiten gab und ich besser diese Möglichkeiten genutzt hätte." Er wolle der Welt zeigen, dass er ein besserer Mensch geworden sei, und möchte nach der Verbüßung seiner Strafe auf ein College gehen, seinen Abschluss nachholen und einen produktiven Platz in der Gesellschaft einnehmen. Manning appellierte an die Richterin, ihm mit der Strafe die Chance zu geben, dies nicht nur in Worten, sondern in Taten zeigen zu können.

Die Verkündung der Strafe durch die allein entscheidende Militärrichterin Denise Lind wird in ein bis zwei Wochen erwartet. Die Mitschrift des Verfahrens kann bei der Freedom of the Press Foundation gelesen werden. (jk)