Vorsortierung bei Gmail kommt nicht überall gut an

Seit der Umgestaltung der Gmail-Oberfläche gibt es eine Vorsortierung der eingehenden Mails. Diese beunruhigt nicht nur Datenschützer. Unternehmen befürchten negative Auswirkungen auf den Erfolg von E-Mail-Werbung.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sylvia Beckers

Vor rund drei Monaten hat Google sein Webmailangebot Gmail umgebaut. Ein automatischer Filter sortiert die eingehenden Mails, Werbung wird automatisch in einen gleichnamigen Tab verschoben und landet nicht mehr in der Inbox. In diesem Tab tauchen seit der Umstellung auch Werbeanzeigen von Google-Partnern auf. Sie sehen aus wie eigenständige Mails und unterscheiden sich vom übrigen Mailverkehr nur dadurch, dass sie gelb unterlegt sind. Man kann sie auch wie normale Mails weiterleiten. Bei der alten Oberfläche ohne Unterkategorien wurde Google-Werbung stets oberhalb des Posteingangs eingeblendet.

Die neue Struktur des Postfachs soll laut Google die Übersichtlichkeit verbessern und es dem Nutzer leichter machen, die Mails zu ordnen – also beispielsweise wichtige Nachrichten von Werbung zu trennen. Doch Voraussetzung für die Vorsortierung ist, dass Google die E-Mails scannt und nach Inhalten auswertet. Dies dient außerdem zur Einblendung personalisierter Werbung und stößt deshalb auf Kritik. Allerdings kann man die Anzeige von solchen nach Interessen ausgewählter Werbung deaktivieren. Es werden dann zwar weiterhin Anzeigen geschaltet, diese orientieren sich aber nicht mehr an Faktoren wie Interessen oder Geschlecht des Users.

Laut einem Bericht des Wall Street Journal zeigen sich nun auch Werbetreibende unzufrieden mit der neuen Unterteilung des Gmail-Postfachs. Nach ihrer Auffassung führt die Einführung einer separaten Kategorie "Werbung" dazu, dass die entsprechenden Mails leichter übersehen werden. Hinzu kommt, dass ihre Mails im Werbeordner Konkurrenz durch die Werbeanzeigen von Google erhalten. Auch wenn laut einer Google-Sprecherin maximal zwei Werbeanzeigen im Posteingang eines Users erscheinen, befürchten werbende Unternehmen, dass die gelb hinterlegte Google-Werbung von ihren eigenen Angeboten ablenkt. Auch Non-Profit-Organisationen, die mit ihren Unterstützern oft per E-Mail kommunizieren, äußerten Bedenken.

MailChimp verzeichnet bei Gmail-Nutzern einen leichten Rückgang der Zahl geöffneter E-Mails.

(Bild: MailChimp)

Zu möglichen Auswirkungen der Umgestaltung auf den Erfolg von E-Mail-Werbung berichtet beispielsweise MailChimp, ein Anbieter für E-Mail-Marketing, dass die Zahl der geöffneten Mails bei Gmail-Nutzern nach Einführung der neu gestalteten Oberfläche drei Wochen lang mit rund 12 Prozent geringer als üblich gewesen sei. Dies halte man noch nicht für alarmierend, aber definitiv für auffällig – zuvor habe sich die Öffnungsrate 15 Wochen lang bei über 13 Prozent gehalten. Der Anbieter Constant Contact verzeichnete von Mai bis Juni ebenfalls weniger geöffnete Mails, sieht aber in dieser frühen Phase noch "keinen Grund zur Panik".

Viele Unternehmen, die auf E-Mail-Werbung vertrauen, erklären ihren Kunden nun vorsichtshalber per Mail, wie sie dafür sorgen können, dass ihre Nachrichten statt im Tab "Werbung" wieder im Haupteingang von Gmail ankommen. ()