Wikileaks-Whistleblower Bradley Manning: Militärankläger fordert 60 Jahre Haft

Die Strafe solle eine nachdrückliche Warnung an alle Soldaten sein, die überlegen, Geheimmaterial zu stehlen, sagte der Ankläger. Der Verteidiger sprach sich für eine Strafe aus, die es erlaube, dass Manning ein normales Leben führen kann.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Prozess um den US-Gefreiten Bradley Manning haben Anklage und Verteidigung ihre Vorstellungen vom Strafmaß für den jungen Whistleblower vorgelegt. Militärankläger Captain Joe Morrow forderte 60 Jahre Haft. Die Strafe solle eine nachdrückliche Warnung an alle Soldaten sein, die überlegen, Geheimmaterial zu stehlen. Verteidiger David Coombs sprach sich für eine Strafe aus, die es erlaube, dass Manning ein normales Leben führen kann. Es könne nicht angehen, dass Manning in einer Zelle verrotte, während die Geheimdokumente längst frei verfügbar sind. Am heutigen Dienstag beginnt für das Gericht die Beratungsphase. Das von Militärrichterin Colonel Denise Lind verhängte Strafmaß kann bereits am Mittwoch bekannt gegeben werden.

Für die Anklage steht es zweifelsfrei fest, dass Manning die Armee verraten hat. "Es gibt keine ehrenwerten Motive für seine Tat", erklärte Joe Morrow und betonte, dass es immer wieder passieren könne, dass geheime Informationen an die Öffentlichkeit gelangen: "Es gibt keinen Weg, mit dem wir als Armee oder als Nation einen entschlossenen Insider daran hindern können. Unser Gesellschaftssystem wird immer verletzlich sein." Aus diesem Grunde müsse die Strafe eine nachdrückliche Warnung an alle sein. Mit seiner Forderung von 60 Jahren Haft blieb Morrow 20 Jahre über dem Strafrahmen, den Militärexperten erwartet hatten.

Für die Verteidigung ging es zum Schluss nicht darum, ein konkretes Strafmaß zu benennen. Manning-Verteidiger Coombs forderte, dass Bradley Manning als Individdum gesehen werden müsse. Das Militär sehe ihn als Verräter, andere erklärten ihn zum Helden, dies sei gleichermaßen falsch. Manning müsse die Chance haben, wieder ein normales Leben führen zu können. "Das größte Verbrechen, dass Manning beschäftigte, waren die Menschenverluste, die er beobachten konnte, die er nicht ignorieren konnte und mit denen er vor seinem Gewissen kämpfte."

Das Transkript der Verhandlung wird in wenigen Stunden von der Freedom of the Press Foundation veröffentlicht, dort finden sich auch die Special Findings des Gerichtes, die Richterin Denise Lind in der letzten Woche veröffentlichen ließ. (jk)