Schäubles Fingerabdruck: Der Bundesinnenminister hat nichts zu verbergen

Wolfgang Schäuble hat sich angesichts der Veröffentlichung seines Fingerabdrucks durch den CCC gelassen gezeigt. Sicherheitsexperte Bruce Schneier begrüßt die Aktion: Sie zeige sehr gut das Problem von Fingerabdrücken auf.

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  • Torsten Kleinz

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat sich angesichts der Veröffentlichung seines Fingerabdrucks in der Zeitschrift "Die Datenschleuder" gelassen gezeigt. Die Aktion habe ihn "kalt gelassen", sagte er am Sonntag gegenüber der Zeit. "Mein Fingerabdruck ist kein Geheimnis, den kann jeder haben. Ich habe nichts zu befürchten."

Damit versucht der Minister offenbar der Aktion des Chaos Computer Clubs den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der hatte den Fingerabdruck heimlich von einem Wasserglas abgenommen, aus dem Schäuble bei einer öffentlichen Veranstaltung in Berlin getrunken hatte. In der Club-Zeitschrift Die Datenschleuder, die heute in den Briefkästen von über 2000 CCC-Mitgliedern liegt, ist sowohl der Fingerabdruck enthalten sowie eine Folie, die zur Herstellung einer Fingerabdruck-Attrappe dient.

"Der Chaos Computer Club möchte mit dem biometrischen Sammelalbum die Probe aufs Exempel machen. Wenn unsere Überwachungspolitiker auch privat meinen, was sie öffentlich vertreten, sollten sie kein Problem damit haben, ihre biometrischen Daten publiziert zu sehen" schreibt der Club in einer ersten Stellungnahme. Gleichzeitig setzen die Hacker noch eins drauf: Sie haben den Fingerabdruck nun auch online gestellt. Dazu gibt es einen kleinen Lehrfilm, wie man aus der Vorlage eine Attrappe herstellt, die die gängigen Fingerabdruck-Scanner täuschen können soll – benötigt wird lediglich ein Drucker, eine Folie und etwas Kleber.

Applaus bekommt der CCC auch vom Security-Experten Bruce Schneier. Dem britischen Magazin The Register sagte Schneier: "Ich mag den politischen Aktionismus des Hacks". Die Aktion zeige sehr gut das Problem von Fingerabdrücken auf: "Was soll der Minister jetzt schon tun? Seine Fingerabdrücke sind jetzt bekannt für alle Zeit." Datenschützern ist die Integration des Fingerabdrucks in Ausweisdokumente schon schon lange ein Dorn im Auge. "Die Biometrie im ePass soll eingeführt werden, um den Identitätsmissbrauch zu verhindern – in Wirklichkeit wird er aber erhöht, weil durch den ePass biometrische Merkmale wie das Bild des Passinhabers mit hoher Qualität weltweit verfügbar gemacht werden", erklärt Johann Bizer, bis Ende Januar stellvertretender Landesbeauftragter für den Datenschutz in Schleswig-Holstein.

Juristisch sind die Hacker allerdings noch nicht aus dem Schneider. Eine Sprecherin des Innenministeriums erklärte am Wochenende gegenüber heise online, man wolle erst die Sachverhalte prüfen, bevor man über ein mögliches juristisches Vorgehen entscheide. So sei noch nicht sicher, ob es sich bei dem Fingerabdruck tatsächlich um den von Schäuble handle. Selbst wenn der Minister nicht gegen die Veröffentlichung vorgeht, könnten zum Beispiel die Datenschutzbehörden des Bundes und der Länder Bußgelder verhängen oder sogar ein Strafverfahren einleiten.

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(Torsten Kleinz) / (jk)