Gamescom: Erste Eindrücke von der Playstation 4

Der erste Eindruck der PS4 sieht vielversprechend aus: Am Vortag der Gamescom lud Sony fast einen ganzen Tag lang ein, um die Spiele und den Controller der PS4 auszuprobieren.

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Auf der Gamescom in Köln können Spieler erstmals die Playstation 4 und eine Reihe von Spielen selbst ausprobieren. Das Fachpublikum lud Sony derweil ins nahegelegene Radisson Hotel, wo die Entwickler ihre Titel in Ruhe vorstellen konnten. Wir haben uns fast einen ganzen Tag lang umgeschaut und den Controller sowie die ersten Spiele antesten können, bevor die Konsole am 29. November für 400 Euro in den Handel kommt.

Sony zeigt Kante: Obwohl das PS4-Gehäuse augenscheinlich schmaler als das der Xbox One ist, beherbergt es auch das Netzteil.

Die Konsole: Schlicht, schlank und schwarz.
Die PS4 Kann sowohl horizontal als auch vertikal aufgestellt werden. Der Clou: Das Netzteil ist im Unterschied zur Xbox One und Wii U bereits eingebaut. "Wir sind ein Technologie-Konzern. Wir können so etwas", strahlte denn auch Uwe Bassendowski, Chef von Sony Computer Entertainment Deutschland.

Wir waren überrascht, wie gut der neue Controller in der Hand liegt und wie präzise er auf Eingaben reagiert.

Der Controller: Hat Ähnlichkeiten mit dem Dual-Shock der PS3.
Der Controller liegt dank seiner besser abgerundeten Griffhörner wesentlich angenehmer in der Hand. Alle Tasten, Hebel und Knöpfe fühlen sich griffiger an. Die Zeigefinger rutschen nun nicht mehr so leicht von den Abzügen ab. Die Analogsticks wirken präziser. Die Daumen können alles bequem erreichen, selbst das clickbare Touchpad – ein wirklich tolles Spielzeug.

Sieht nicht nur klasse aus, sondern spielt sich auch so: Killzone – Shadow Fall.

Der System-Seller: Eindeutig "Killzone: Shadow Fall".
Der Ego-Shooter sieht mit seinen bunteren Farben und Rendering-Tricks nicht nur klasse aus, sondern läuft auch sehr geschmeidig und lässt sich butterweich steuern. Die Entwickler von Guerilla rendern das Spiel in Full HD und peilen eine Framerate von 60 fps an. "Wir hätten es auch auf 30 fps auslegen und noch mehr Makeup auftragen können, aber uns war das Spielgefühl wichtig", erklärten die Holländer. Killzone soll keine reine Grafikdemo der PS4 werden, sondern Spieler langfristig bei der Stange halten. Im Vergleich zu Killzone 3 soll die Solo-Kampagne noch umfangreicher ausfallen. Sie verläuft nicht mehr linear, sondern gibt dem Spieler die Wahl, in offeneren Leveln verschiedene Missionen anzunehmen. Für Multiplayer-Partien sind zehn Karten für bis zu 24 Spieler mit dabei. Weitere kostenlose Karten sollen folgen. Die Spielregeln lassen sich nach belieben ändern. Wer nicht so schnelle Reflexe hat, kann auch gegen Bots antreten. Online soll man, wie bereits auf der Pressekonferenz zu sehen war, in wenigen Sekunden in die laufende Partie eines Freundes einsteigen können.

Mark Cerny ist nicht nur der Chef-Architekt der PS4, sondern entwickelt auch das charmante Jump&Run Knack.

Der Rest der Familie: Spielt Knack.
PS4-Chefentwickler Mark Cerny kreiert mit einem kleinen Team ein charmantes 3D-Jump&Run im Stile von Ratched & Clank und Crash Bandicoot. Hauptfigur Knack besteht aus vielen Einzelteilen und kann sich, wenn sie Eisbrocken oder Holzkeile sammelt, um ein Vielfaches vergrößern. Allerdings kann Knack mit den Holzstücken auch Feuer fangen oder als Eismann in der Sonne schmelzen, was interessante Puzzles und Spielideen ermöglicht. Dank Coop-Funktion können Eltern mit ihren Kindern zusammen spielen. Der Schwierigkeitsgrad ist so variabel, dass Einsteiger auf der leichtesten Stufe keine Probleme bekommen und im schwersten Gang selbst Mario-Veteranen ins Schwitzen sollen – kein Blockbuster, aber doch eine nette Abwechslung.

Resogun verspricht ebenso rasante Ballereien wie Super Stardust HD.

Neuen Ideen: Räumt Sony vor allem in seinem Download-Shop Platz ein.
Zahlreiche Indie-Entwickler zeigen in Köln ihre Spielideen abseits des Mainstreams. Aus dem Launch-Programm sind uns zwei Titel besonders aufgefallen. Die finnischen Entwickler von Housemarque wollen ihren Erfolg "Super Stardust HD" mit "Resogun" wiederholen. Statt auf einer Kugel fliegt der Spieler auf einem Zylinder, der um eine vertikale Achse rotiert. Weil er durchsichtig ist, kann der Spieler bereits im Hintergrund gegnerische Raumschiffe erkennen, bevor er ihnen begegnet, wenn er nach rechts oder links fliegt. Die Entwickler haben vor allem die Partikel-Effekte aufgebohrt und fackeln in diesem Shoot'em up ein wahres Feuerwerk ab.

Contrast spielt mit Schatten und sieht dabei ausgesprochen cool aus.

Gemächlicher geht es bei "Contrast" zu, einem Jump&Run, bei dem die Spielfigur auf Knopfdruck selbst zu einem Schatten wird und auf Schatten, die Objekte an eine Wand werfen, entlanggehen kann. Schattenwurf und Grafikstil erinnern an den Film Noir. Ob die Puzzles mit der Grafik mithalten können, wird man am fertigen Spiel sehen.

Den größten Endspurt: Muss wohl #DriveClub hinlegen.
Das Rennspiel der Motorstorm-Macher sieht bereits "ganz nett" aus, ist aber noch weit davon entfernt, als Vorzeigerenner für die nächste Konsolengeneration zu posieren. Die Stärken des Spiels sollen aber sowieso im Online-Bereich liegen, wo Spieler nicht nur um die vordersten Plätze auf dem Siegertreppchen kämpfen, sondern ihre Leistungen in jeder Kurve und auf jeder Grade aufs neue vergleichen können. Das Fahrmodell ist arcadelastig und kein Konkurrent zur Simulation Gran Turismo. Die britischen Entwickler von Evolution arbeiten jedoch mit Hochdruck an der grafischen Politur, sodass man sich ein Urteil erst beim fertigen Spiel erlauben sollte. Immerhin: Eine abgespeckte Version gibts zum Start der PS4 kostenlos zum Download.

David Cage zeigte seinen Blockbuster "Beyond – The Two Souls" mit Ellen Page und Willem Dafoe. Das Spiel läuft jedoch nur auf der PS3.

Der größte Fehler: Der PS4 ist ihre fehlende Abwärtskompatibilität.
Nirgends schmerzte dies mehr als in der Präsentation von "Beyond – The Two Souls", das Anfang Oktober nur für die PS3 erscheint. David Cage zeigte erstmals längere Spielpassagen, in denen der Spieler abwechselnd die von Ellen Page verkörpterte Hauptfigur und ihr "zweites ich", den Geist Eden, übernimmt. Eden kann an einer Art Energieleine losgelassen werden, durch Wände fliegen und Personen wie Objekte manipulieren. Jederzeit können sich auch zwei Spieler abwechseln: Der eine steuert Page, der zweite springt für Eden ein. Wahlweise lässt sich das Spiel auch mit einem Android- oder iOS-Gerät steuern, das per WLAN Kontakt zur PS3 aufnimmt.

Da Beyond keine vorgerenderten Zwischensequenzen verwendet, sondern alles in Echtzeit abläuft, könnten Spieler jederzeit in die Handlung eingreifen und diese abändern, erklärte Cage. Es gebe kein "Game Over". Wenn der Spieler in einer Szene versagt, spielt er anschließend einen geänderten Handlungsstrang weiter und muss sich etwa aus einem Polizeigewahrsam befreien. Ein Durchlauf soll laut Cage etwa zehn Stunden dauern. Da es jedoch in jeder Szene viele unterschiedliche Möglichkeiten und insgesamt 23 verschiedene Enden geben soll, werde man Beyond mehrfach durchspielen. "Es ist ein Spiel, das völlig anders ist als alles was ihr bislang gespielt habt und das euch lange in Erinnerung bleiben wird", versprach der Franzose. Eine PS4-Umsetzung ist bislang nicht geplant.

Die gebogenen Schultertasten des PS4-Controllers lassen Zeigefinger nun nicht mehr so leicht abrutschen.

Der erste Eindruck der PS4: Sieht vielversprechend aus.
Die Hardware kann mühelos den Rückstand zu aktuellen PCs aufholen und Spiele mit deutlich mehr Details als bisher in Full-HD flüssig abspielen. Der Wow-Effekt ist allerdings kleiner als noch bei der Einführung der PS3 vor sieben Jahren. Weil die Technik in dieser Konsolengeneration in den Hintergrund tritt, werden die Spiele umso wichtiger. Die Hersteller werden noch stärker als bislang versuchen, exklusive Verträge auszuhandeln. Schon jetzt fängt das Gerangel um die kreativsten Studios aus dem Indie-Bereich an. Sie sollen die Industrie mit frischen Ideen versorgen.

Ihren vermutbaren technischen Vorsprung in puncto Rechenleistung zur Xbox One wird die PS4 voraussichtlich aber nur bei Sonys Eigenproduktionen ausspielen können. Bei Spielen, die auf mehreren Plattformen erscheinen, richten sich Entwickler meistens nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Ob das tatsächlich die Xbox One sein wird oder Microsoft das Blatt für sich wenden kann, werden wir in den kommenden Tagen bei den Präsentationen der Redmonder sehen. (hag)