US-Hochschulen sollen Filesharing blockieren oder zahlen
Zwei Demokraten wollen im US-Repräsentantenhaus durchsetzen, dass Universitäten Alternativen zu illegalen P2P-Downloads bieten.
Zwei Demokraten wollen im US-Repräsentantenhaus durchsetzen, dass Universitäten Alternativen zu illegalen Downloads über Peer-to-Peer-Netzwerke (P2P) bieten müssen. Die Hochschulen könnten sich damit gezwungen sehen, Abonnements für legale Filesharing-Dienste wie Napster oder Ruckus abzuschließen. Letzterer finanziert sich über Werbung, das umgemodelte Napster verlangt eine monatliche Gebühr für jeden Studierenden. Zugleich sollen die Unis dem Vorhaben zufolge auch einen Plan vorlegen, wie sie mithilfe "Technologie-basierter Abschreckungsmittel" illegales Filesharing verhindern wollen. Gemeint sind damit vermutlich Ansätze zum Filtern oder Blockieren diverser P2P-Netze.
Der Vorstoß geht auf das Konto der Abgeordneten George Miller aus Kalifornien und Ruben Hinojosa, einem Texaner. Sie haben die entsprechende Klausel in den unverfänglich klingenden Entwurf (PDF-Datei) für einen College Opportunity and Affordability Act (COAA) eingebaut, den sie am Freitag ins Abgeordnetenhaus des US-Kongresses einbrachten. Es geht dabei um eine Novelle des allgemeinen US-Gesetzes für die Universitäten in Form des Higher Education Act von 1965. Der Entwurf sieht drastische Sanktionen für den Fall vor, dass die Hochschulen das teils illegale Treiben der Studenten in Tauschbörsen weiter ohne Gegenmaßnahmen dulden. Damit würde ihnen die Streichung staatlicher Beihilfen drohen, die sich in den USA insgesamt pro Jahr auf rund 100 Milliarden US-Dollar belaufen.
Im Bereich der höheren Ausbildung hat das Vorhaben daher bereits für böses Blut gesorgt. "Eine derart ungewöhnliche und unangemessene Strafe würde den Effekt haben, dass alle Studenten einer betroffenen Hochschule die staatliche Unterstützung verlieren", monieren die Führungsspitzen der Universitäten Maryland, Stanford, Yale und Penn State in einem gemeinsamen Brandbrief. Ausbildungshilfen, die für viele unabdingbar seien, um studieren und sich die benötigten Fähigkeiten für den Wettbewerb in der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts aneignen zu können, würden gestrichen. Die besorgten Hochschuldirektoren gehen davon aus, dass die Initiative direkt auf Vorschläge der Unterhaltungsindustrie zurückgeht. Sie bemängeln, dass davon gerade Studenten mit geringem Einkommen am stärksten betroffen wären. Zudem arbeite man seit langem mit Rechtevertretern zusammen, um eine tragfähige Lösung des Filesharing-Problems zu finden.
Die Motion Picture Association of America (MPAA), ein Lobbyverband der großen Filmstudios aus Hollywood, tut die Beschwerde der Unis dagegen als Überreaktion ab. Die Vereinigung begrüße den Entwurf voll und ganz, erklärte eine MPAA-Sprecherin. Damit müssten die Hochschulen, die vielen als Hort illegalen Filesharings gelten, endlich Techniken gegen unrechtmäßiges Dateitauschen implementieren. Universitäten in Florida, Utah and Ohio hätten zudem bereits großflächige Filtersysteme von Anbietern wie Red Lambda oder Audible Magic installiert, um den Internetverkehr an ihren Einrichtungen zu überwachen. (Stefan Krempl) / (jo)