"German All Stars": Ein Spiel nur zum Spaß?

Eine ungewöhnliche Allianz präsentierte sich auf der Gamescom: Sechs deutsche Studios wollen gemeinsam ein Spiel entwickeln, das sich den Regeln der Branche widersetzt. Die "German All Stars" setzen auf die finanzielle Unterstützung der Fans.

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Von
  • Torsten Kleinz

Sechs Studos, ein Projekt: Red. Black. Fate.

(Bild: Torsten Kleinz / heise online)

Wer im Spielemarkt erfolgreich sein will, muss sich vor allem über das Geschäftliche definieren: Haarscharf definierte Marktlücken besetzen, ein perfektes Marketing aufbauen, Rechteverwertungsketten organisieren. "Wir haben früher Spiele gemacht, weil sie Spaß machen sollen", erinnert sich Jan Wagner von Cliffhanger Productions auf der Spielemesse Gamescom. Doch die Vermarktungsmühle hat an den Kräften vieler Spiele-Entwickler gezehrt. Mit dem neuen Projekt wollen die Teilnehmer zumindest kurzfristig aus dieser Mühle aussteigen und wieder etwas mehr Leidenschaft für ihre Arbeit entwickeln. "Wir wollen einfach mal wieder etwas anderes machen", sagt Wagner.

Noch ist nicht viel klar, bis auf das Motto des Spiels: "Red. Black. Fate" beschreibt das in vielen Spielen wiederkehrende Muster, dass sich zwei Spielparteien gegenüberstehen und dann mittels einer Handlung zu einem Spielergebnis kommen müssen. Jedes beteiligte Studio soll ihre eigene Interpretation dieses Mottos in eine Spielepisode verwandeln, die dann – ähnlich einem Episodenfilm – zusammengefügt werden. Zu sonstigen Details hüllen sich die Entwickler in Schweigen: Nicht einmal das Genre wollten sie auf der Gamescom verraten. Wie nötig es ist, den Spaß wieder zu suchen, zeigt die ungewöhnliche Allianz: Zu den "German Allstars" gehören mit Black Forest Games, Cliffhanger Productions, Daedalic Entertainmentm Deck 13, King Art und Virgin Lands sechs Entwicklungsstudios mit sehr unterschiedlicher Größe.

Dass sich die Konkurrenten bei dem Projekt zusammenschließen, ist freilich nicht ganz uneigennützig oder nur dem Spaß geschuldet. Die Entwickler wollen sich ein Beispiel an erfolgreichen neuen Finanzierungsarten wie dem HumbleBundle oder Kickstarter-Projekten nehmen und so experimentieren, wie sie künftige Projekte am besten finanzieren können. Statt die Entwicklung über Publisher zu finanzieren, setzen sie darauf, dass die Spieler die Entwicklungszeit vorfinanzieren werden – eine entsprechende Crowdfunding-Aktion soll noch in diesem Jahr folgen. Dabei haben sie sich offenbar auch eine Strategie von HumbleBundle abgeguckt: Ein Teil des Erlöses von "Red Black Fate" soll einem gemeinnützigen Projekt zu Gute kommen, das es Benachteiligten ermöglicht, eine gute Ausbildung zu bekommen. (jk)