Deutsche Forscher für Netzhaut-Implantat-Chip ausgezeichnet

Mit Sensorchips erlangen Erblindete schon heute einen Teil ihrer Sehkraft zurück. Auf der Mikroprozessorkonferenz ISSCC wurde nun ein Stuttgarter Forscherteam für seine Fortschritte auf diesem Gebiet geehrt.

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Netzhaut-Implantate können bei bestimmten Netzhaut-Degenerationen eingesetzt werden, nicht jedoch bei Blindheit von Geburt an.

(Bild: Retina Implant)

Ein Forscherteam des Stuttgarter Instituts für Mikroelektronik (IMS) hat den Jack-Raper-Award für herausragende Technologien gewonnen, der jährlich auf der Mikroprozessorkonferenz ISSCC in San Francisco verliehen wird. Die Jury würdigte die Arbeiten des Instituts bei der Entwicklung von Sensorchips, die bei erblindeten Menschen die Netzhaut ersetzen sollen.

IMS-Leiter Joachim Burghartz hatte vor der Preisverleihung einen Sensorchip vorgestellt, mit dem es seinem Team gelungen war, einem Patienten einen Teil seiner Sehkraft zurückzugeben. Der Chip wird unter der Netzhaut eingepflanzt und wandelt das dort einfallende Licht in elektrische Signale um, die über den Sehnerv ins Gehirn geleitet werden und dort Seheindrücke erzeugen. Außerdem würdigte die Jury die vom IMS entwickelten winzigen Bildsensoren, die in schluckbaren "Videopillen" und günstigen Endoskopen zum Einsatz kommen sollen.

Bereits auf der ISSCC 2006 hatten Wissenschaftler aus Deutschland und den USA zwei Netzhaut-Prothesen beschrieben. Auch andere deutsche Biotech-Unternehmen, zum Beispiel EpiRet, entwickeln und testen Chips, die die Funktion der Netzhaut übernehmen sollen.

Das Stuttgarter IMS beschäftigt 94 Mitarbeiter, von denen über zwei Drittel in der Forschung tätig sind. Das Jahresbudget betrug im Jahr 2008 14,7 Millionen Euro, 3,9 Millionen Euro steuerte das Land Baden Württemberg als Zuschuss bei. Das Institut arbeitet unter anderem mit der Retina Implant AG zusammen. (cwo)