NSA spionierte in der UNO-Zentrale

Der US-Geheimdienst NSA hat laut Medienberichten illegal Videokonferenzen in der Zentrale der UN belauscht und damit gegen ein Abkommen verstoßen, das genau das verbietet. Durch Zufall erwischten sie dabei auch den chinesischen Geheimdienst.

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Von
  • Hannes A. Czerulla

Der Abhörwahn der US-Geheimdienste macht offenbar auch vor den Vereinten Nationen nicht Halt: Einem Bericht des Spiegel zufolge hört die NSA auch die interne Videokonferenzanlage der UNO-Zentrale in New York ab. Laut Dokumenten, die vom Whistleblower Edward Snowden stammen und dem Nachrichtenmagazin Spiegel vorliegen sollen, ist es dem Geheimdienst im Sommer 2012 gelungen, die Verschlüsselung zu knacken und in das System der UNO einzudringen. In den geheimen Unterlagen sei das als "eine dramatische Verbesserung der Daten aus Video-Telekonferenzen und der Fähigkeit, diesen Datenverkehr zu entschlüsseln" kommentiert worden. Dabei sei innerhalb von knapp drei Wochen die Zahl der entschlüsselten Kommunikationen von 12 auf 458 angestiegen – anscheinend hörte der US-Geheimdienst schon zuvor Gespräche ab, schreibt Spiegel Online. Demnach sollen die Amerikaner sogar den chinesischen Geheimdienst dabei erwischt haben, ebenfalls zu spionieren. Anschließend habe die NSA die von China abgehörten Gespräche abgefangen.

Eigentlich untersagt ein Abkommen, das auch die USA unterzeichnet haben, solche verdeckten Aktionen. Welche Konsequenzen dem Land nun drohen, ist allerdings unklar.

Außer in der UNO soll die NSA auch in den Botschaftsräumen der Europäischen Union in New York spioniert haben. In den Unterlagen fänden sich Raumpläne und Informationen zur IT-Infrastruktur, heißt es. Die EU war erst im September 2012 in das Gebäude gezogen.

Damit nicht genug: Auch die EU-Botschaft in Washington wurde dem Bericht zufolge abgehört. Dort habe die NSA zum einen Wanzen installiert, zum anderen aber auch Festplatten kopiert. Außerdem sei sie in das Computernetzwerk in Washington eingebrochen. Dass die beiden EU-Standorte per VPN verbunden seien, habe dem Geheimdienst geholfen, wieder einzudringen, wenn sie den Zugang zu einer Seite verloren hatten. "Wir haben das mehrere Male genutzt, als wir bei "Magothy" rausgeschmissen wurden", zitiert das Nachrichtenmagazin einen NSA-Techniker. "Magothy sei dabei der Codename für die EU-Botschaft in Washington gewesen, "Apalachee" für das Gebäude in New York. (hcz)