Review: "Workshop Java EE 7" von Marcus Schießer und Martin Schmollinger

Wer aktuelle Informationen haben möchte, ist im IT-Buchmarkt vielfach auf englische Literatur angewiesen. Der dpunkt.verlag versucht, aktuelles Wissen auch auf Deutsch verfügbar zu machen und hat Ende Juli das Buch "Workshop Java EE 7" herausgebracht.

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Von
  • Markus Eisele
Inhaltsverzeichnis

IT-Bücher gibt es eine Menge. Nicht nur zu Java im Allgemeinen, sondern auch zu allen Aspekten rund um die anderen Plattformen. Wer aktuelle Informationen haben möchte, der ist vielfach auf englische Literatur angewiesen. Der dpunkt.verlag versucht, aktuelles Wissen auch auf Deutsch verfügbar zu machen und hat Ende Juli das Buch "Workshop Java EE 7" herausgebracht. Der Untertitel "Ein praktischer Einstieg in die Java Enterprise Edition mit dem Web Profil" hört sich vielversprechend an. Nachdem ich bereits das Vergnügen hatte, in den Lektoratsprozess eingebunden zu sein, wird es Zeit, dass ich auch eine Besprechung veröffentliche.

Mit 332 Inhaltsseiten bleibt das Buch durchaus handlich. Das gelingt vor allem durch den Fokus auf das Web-Profil. Diese bereits mit Java EE 6 eingeführte Submenge aller Java-EE-Spezifikationen soll alle Notwendigkeiten von Webanwendungen erfüllen und dabei auf die schwergewichtigen Anteile komplexer Java-EE-Anwendungen (JMS, Batch etc.) verzichten. Das Buch führt schrittweise durch die Entwicklung einer Webanwendung mit dem Namen "My-Aktion".

Workshop Java EE 7: Ein praktischer Einstieg in die Java Enterprise Edition mit dem Web Profile
Sprache: Deutsch
Broschiert: 367 Seiten [23,8 x 16,4 x 2,4 cm]
ISBN-10: 3864900476
ISBN-13: 978-3864900471

Marcus Schießer ist freiberuflicher Softwarearchitekt und Consultant aus Frankfurt. Seit seiner Diplomarbeit im Jahr 2002 verwendet er die Java Enterprise Edition, damals noch in der Version 1.3. Martin Schmollinger ist Professor für Informatik an der Hochschule Reutlingen. Er lehrt in den Studiengängen Wirtschaftsinformatik der Fakultät Informatik. Zu seinen Lehr- und Forschungsgebieten zählen Java EE und Business Process Management. Von beiden hatte ich bisher noch nicht viel gehört, und es scheint auch so, dass sie nicht weiter in Erscheinung getreten sind. Es finden sich also keine weiteren Publikationen zum Thema Java EE der beiden.

Das Buch liefert eine Einführung in die Entwicklungsumgebung und Werkzeuge. Gefolgt von einem kurzen fachlichen Überblick über die Beispielanwendung. Im Anschluss daran geht es direkt über in die fünf Iterationen, die zur Umsetzung der Funktionalität benötigt werden. Auf jeder Iteration liegt dabei ein besonderer technischer Schwerpunkt. Zum Einstieg wird die Oberfläche mit JavaServer Faces (JSF) gebaut. Diese wird im weiteren Verlauf mit CDI angereichert, um JPA erweitert, EJBs werden eingebaut, und natürlich dürfen auch ein wenig WebSocket und REST nicht fehlen. Sogar ein Cloud-Aspekt konnte mit dem Deployment der Anwendung auf OpenShift gezeigt werden.

Nachdenklich macht hier die Tatsache, dass ausschließlich mit Java EE 6 gearbeitet wird. Natürlich werden auch die Java-EE-7-Neuerungen besprochen. Allerdings nur in einem Theorieteil im Anschluss der Kapitel. Der grundsätzliche Aufbau der Anwendung und auch die Entwicklungsumgebung basieren auf Java EE 6. Der GlassFish 4 als Java-EE-7-Referenzimplementierung kommt zum Ende auch zum Einsatz. Über 90 Prozent der Inhalte werden mit dem JBoss AS 7 entwickelt.

Aufbau, Satz, und sprachliche Gestaltung entsprechen absolut meinen Vorlieben. Nur ein Autor mag erahnen, was es tatsächlich bedeutet, ein solches Buch herauszubringen. Das Lektorat hat hier klasse Arbeit geleistet, und es ist eine Freude, sich durch die Seiten zu arbeiten. Kein Quelltext steht komisch an der Ecke und kein Bildschirm-Schnappschuss sieht fehlplaziert aus. Der Aufbau des Buches ist logisch und nachvollziehbar: für ein Java-EE-6-Buch. Mir kommen die neuen Aspekte in Java EE 7 einfach zu wenig vor. Das ist besonders tragisch, weil das Buch genau die aktuelle Versionsnummer im Titel trägt. Die Einschränkung auf die Web-Profil-Techniken umschifft einige Java-EE-7-Änderungen und -Neuerungen auch sehr elegant.

Für Java-EE-Neulinge ist dieses Buch eine Goldgrube. Das konsistente Beispiel vermittelt sehr schlüssig die Grundkonzepte, und auch das erste Erfolgserlebnis bleibt bei den gut vorbereiteten Kapiteln nicht aus. Der gewählte Schnitt über die Technologien begrenzt die Komplexität in geeigneter Weise und überfordert damit den Einsteiger keinesfalls. Größtes Manko bleibt der Titel. Mit knapp 10 Prozent Java EE 7 bin ich persönlich unzufrieden. Zumal es sich auch noch um theoretische Anteile handelt, die nicht mit in die Beispielanwendung eingebaut werden. Einzig die WebSocket-Unterstützung ist so behandelt, wie es der Titel verspricht. Die gibt es allerdings auch nur in Java EE 7.

Einen kompletten Überblick über die Neuerungen in Java EE 7 gibt mein heise-Developer-Artikel "Keine Wolken, nur Sonnenschein". ()