IPTV in Frankreich am beliebtesten

Fernsehen ĂĽber das Internet ist ein Nischenmarkt und bleibt es auch mittelfristig. Die Analysten von Canalys erwarten jedoch einen rasanten Zuwachs bis zum Ende des Jahrzehnts, da Telekommunikationsanbieter ihr Heil in IPTV-Angeboten suchen werden.

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Knapp 4 Millionen Haushalte sahen Ende 2006 fern über das Internet – zwei Drittel davon in der Region EMEA. Allein in Frankreich sind rund 1,3 Millionen Zuschauer für IPTV registriert. Welt-, aber auch europaweit bleibt das IP-Fernsehen damit ein Nischenmarkt. Die Analysten von Canalys prophezeien für die kommenden 3 Jahre jedoch ein rasantes Wachstum der Nutzerzahlen. Bis 2010 soll sich die Zahl der Haushalte mit IPTV weltweit verzehnfachen, auf rund 40 Millionen.

Verglichen mit den heute dominierenden Fernsehübertragungsstandards Satellit, Antenne und Kabel wird IPTV – nach der Definition von Canalys die Übertragung von Digital-TV in Broadcast-Qualität unter Verwendung des Internetprotokolls – demnach auch zum Auftakt des nächsten Jahrzehnts noch ein Nischenphänomen bleiben. Die Canalys-Marktforscher sehen jedoch angesichts wachsender Konkurrenz die klassischen Telekommunikationsanbieter unter dem Druck, ihren durchschnittlichen Umsatz pro Kunde (ARPU – average revenue per user) deutlich steigern zu müssen. Canalys zufolge dürften viele dieser Unternehmen in IPTV einen Ausweg suchen.

In Frankreich haben vergleichsweise einzigartige, günstige Bedingungen zur hohen Verbreitung des IPTV in den Privathaushalten geführt. Die Kosten für Breitbandanschlüsse sind dort schon länger relativ niedrig und die Telekommunikationsanbieter nur geringfügig der Konkurrenz von Kabelbetreibern ausgesetzt. "Zudem haben sich viele Kunden in Frankreich von den zahlreichen Paketangeboten locken lassen, die Breitband, Telefon und IPTV bündeln", erklärt Alessandra Fitzpatrick, Vizepräsidentin bei Canalys.

Im Rest der Welt werden IPTV-Anbieter mit deutlich schwierigeren Bedingungen konfrontiert sein. Und nach Einschätzung von Fitzpatrick auch mittelfristig überwiegend Verluste mit dem IP-Fernsehen einfahren. Für die Telekommunikationsunternehmen gehe es aber strategisch um ihre langfristige Positionierung im Markt. IPTV wird in Zukunft ein fester Bestandteil von Komplettserviceangeboten für Verbraucher sein müssen, sind die Canalys-Experten überzeugt. Während in Deutschland Telekom, Arcor und Hansenet bereits eigene IPTV-Angebote vertreiben, gibt sich United-Internet-Chef Ralph Dommermuth eher zurückhaltend: "IPTV halte ich im Moment für uninteressant, weil die Kunden schon Kabel haben."

Europa werde seine fĂĽhrende Rolle in Sachen IPTV zwar behalten, die Analysten erwarten aber vor allem in Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum starkes Wachstum. Bis 2010 werden Firmen wie Verizon und AT&T die Zahl der Haushalte mit IPTV auf dem nordamerikanischen Kontinent ausbauen, so dass der Anteil weltweit von jetzt knapp 9 Prozent auf ĂĽber 30 Prozent steigen wird. (map)