Go-Programm gewinnt gegen Profi-Spieler

Im Kampf Mensch gegen Maschine erzielte die Maschine in der Disziplin Go einen Achtungserfolg.

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Von
  • Dr. Harald Bögeholz

Am Rande des noch bis zum 10. August in Portland, Oregon stattfindenden US-Go-Kongresses kam es am Donnerstag zu einer spannenden Begegnung: Der koreanische Profi-Spieler Kim MyungWan (8p) hat gegen das zurzeit wohl weltstärkste Go-Programm MoGo gespielt – und verloren. Allerdings hatte er mit Handicap gespielt und dem Programm neun Steine Vorgabe gegeben; von der Spielstärke menschlicher Profis sind die Computerprogramme immer noch weit entfernt. Trotzdem ist das ein beachtlicher Erfolg für die Computer-Go-Gemeinde, die schon seit langem intensiv versucht, ein starkes Computerprogramm für das asiatische Brettspiel Go zu entwickeln.

Beim Go setzen die Spieler abwechselnd schwarze und weiße Steine auf ein 19x19 Linien großes Spielfeld mit dem Ziel, das größere Gebiet mit ihren eigenen Steinen zu erobern. Trotz extrem einfacher Spielregeln hat das Spiel eine sehr große Tiefe und wird in China, Japan und Korea von Berufsspielern studiert und gespielt. Anders als beim Schach, wo die stärksten Computerprogramme menschlichen Großmeistern ebenbürtig sind, widersetzt sich das Go-Spiel hartnäckig den Bemühungen, auch nur annähernd die Stärke von Profi-Spielern zu erreichen.

Die klassischen Baumsuchtechniken aus der Schachprogrammierung führen beim Go nicht zum Erfolg, weil der Spielbaum schlicht zu groß ist: 361 Möglichkeiten für den ersten Zug, 360 für den zweiten und so weiter ergeben einen wesentlich breiteren Suchbaum als beim Schach. Außerdem hat eine Go-Partie mehr Züge, der Baum ist also nicht nur breiter, sondern auch höher.

MoGo setzt auf massive Rechenpower, um mit Monte-Carlo-Simulationen den Wert einer Stellung zu beurteilen; vereinfacht ausgedrückt spielt es ausgehend von der aktuellen Stellung zufällige Partien, um zu sehen, wie diese ausgehen. Für die am Donnerstag gespielte Partie wurde MoGo auf den Supercomputer Huygens portiert, der in Amsterdam steht und von der Organisation SARA betrieben wird.

Huygens besteht aus 104 Knoten mit je 16 Dual-Core-POWER6-Prozessoren mit 4,7 GHz; insgesamt hat er 15616 GByte RAM, and 972 TByte Plattenplatz. MoGo lief auf 25 Knoten, also 800 Kernen, was einer Rechenleistung von 15 Teraflops entspricht. Die Partie gegen Kim wurde live auf dem Go-Server KGS übertragen und von 500 Zuschauern verfolgt. Go-Interessierte können sie dort im Archiv des Users MoGoTiTan ansehen oder als SGF-Datei herunterladen. Informationen rund um das Spiel Go finden Sie auf den Webseiten des Deutschen Go-Bunds. (bo)