Britische CSR übernimmt GPS-Chiphersteller SiRF

Der nach verlorenen Patentstreitigkeiten mit dem Halbleiterkonzern Broadcom schwer angeschlagene GPS-Chiphersteller SiRF geht als "20-Millionen-Dollar-Schnäppchen" an den britischen Bluetooth- und WLAN-Spezialisten CSR.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der nach verlorenen Patentstreitigkeiten mit dem Halbleiterkonzern Broadcom schwer angeschlagene GPS-Chiphersteller SiRF fusioniert mit dem britischen Bluetooth- und WLAN-Spezialisten CSR. Während CSR (früher Cambridge Silicon Radio) sich in den vergangenen Jahren zu einem der bedeutendsten Hersteller von Bluetooth-Chips entwickelte und im Rekordjahr 2007 Umsätze in Höhe von 848 Millionen US-Dollar erwirtschaftete, ging es bei der SiRF Technology Holdings Inc. zuletzt rasant bergab: Für das Geschäftsjahr 2008 weist das US-Unternehmen nur noch einen Umsatz von 232 Millionen Dollar aus, ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 29,4 Prozent. Unter dem Strich steht für das Gesamtjahr ein Nettoverlust von 399 Millionen Dollar.

Der Kurs der SiRF-Aktie sackte binnen Jahresfrist um über 90 Prozent auf zeitweise unter 80 US-Cent ab. Grund waren Entscheidungen der Internationalen Handelsaufsicht der Vereinigten Staaten (ITC), nach denen SiRF mit seinen Produkten mehrere von der Broadcom-Tochter Global Locate gehaltene Patente auf GPS-Empfangs- und Signalverarbeitungstechniken verletzt hat. Am 15. Januar 2009 bestätigte die ITC ihre Beschlüsse noch einmal, darunter ein Einfuhrverbot für alle beanstandeten GPS-Chips sowie sämtliche Produkte, die solche Chips enthalten – betroffen sind davon unter anderem Kunden wie Pharos, Mio, Mitac und E-ten

Die aktuellen Größenverhältnisse der Firmen spiegeln sich auch in den Fusionsmodalitäten wider: Die bisherigen SiRF-Aktionäre werden künftig 27 Prozent am neuen Gemeinschaftsunternehmen halten, die CSR-Aktionäre 73 Prozent. Versüßt wird den SiRF-Anteilseignern der Schritt mit einem kräftigen Bonus: Für jedes SiRF-Papier erhalten sie 0,741 CSR-Anteile, was bezogen auf die Aktienkurse vom 9. Februar einem 91-prozentigen Aufschlag entspricht. Insgesamt beläuft sich die Transaktion den Angaben zufolge auf 136 Millionen Dollar – da SiRF laut Bilanz aber über 116 Millionen Dollar Barmittel verfügt, lässt sich das Ganze auf den ersten Blick auch als "20-Millionen-Dollar-Schnäppchen" umschreiben.

Von der Fusion/Übernahme verspricht sich CSR vor allem neue Cross-Selling-Möglichkeiten, Umsatzsteigerungen und Synergieeffekte, die sich in jährlichen Einsparungen von 35 Millionen Dollar niederschlagen sollen. Wie viele der rund 520 SiRF- und der über 1000 CSR-Mitarbeiter als Folge der Zusammenlegung von Geschäftseinheiten etwa in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Vertrieb gehen müssen, ist bislang nicht bekannt. Abgeschlossen werden soll die Zusammenlegung im 2. Quartal 2009. An der New Yorker Börse schoss der Kurs der SiRF-Aktie nach Bekanntgabe der Einigung mit CSR zeitweise um über 55 Prozent in die Höhe. (pmz)