Ex-Siemens-Vorstand Sharef wegen Untreueverdachts vor Gericht

Eine Razzia machte Ende 2006 den Schmiergeldskandal bei Siemens öffentlich. Über Jahre zog sich die Aufarbeitung hin. Von Freitag an muss sich Ex-Vorstand Sharef nun vor einem Strafgericht verantworten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Fast sieben Jahre nachdem die Schmiergeldaffäre bei Siemens ins Rollen kam, geht die gerichtliche Aufarbeitung des milliardenschweren Skandals auf die Zielgerade. Vom kommenden Freitag an muss sich der frühere Zentralvorstand Uriel Sharef und damit der letzte ehemalige Top-Manager des Elektrokonzerns vor dem Landgericht München I in einem Strafverfahren verantworten.

Die Staatsanwaltschaft hatte den heute 69-Jährigen bereits vor rund zwei Jahren wegen des Verdachts der Untreue angeklagt. Die Ermittler werfen dem Ex-Manager vor, im Zusammenhang mit einem Geschäft für fälschungssichere Ausweise in Argentinien ein Bestechungssystem gedeckt zu haben, das Siemens den Auftrag sichern sollte. Sharef schweigt öffentlich bislang zu den Vorwürfen.

Der Ende 2006 bekanntgewordene Schmiergeld-Skandal hatte den Elektrokonzern erschüttert und kostete viele Manager den Job. Über Jahre hinweg sollen bei Siemens rund 1,3 Milliarden Euro in dunkle Kanäle geflossen sein, um Aufträge im Ausland zu ergattern. Der größte Korruptionsskandal der deutschen Wirtschaftsgeschichte hatte den Konzern rund 2,5 Milliarden Euro gekostet.

Viel Geld mussten die Münchner etwa in Strafzahlungen, aber auch in Anwalts- und Beraterkosten investieren. Über Jahre bestimmte die Aufarbeitung der Affäre den Konzern. Sharef war im Zentralvorstand für die Region zuständig. Im Zuge des grundlegenden Konzernumbaus unter dem damals neuen Chef Peter Löscher war Sharef Ende 2007 in den Ruhestand geschickt worden, blieb aber zunächst Berater.

Im Mai 2008 dann wurden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Sharef bekannt, wenig später kündigte Siemens den Beratervertrag. Sharef ist der zweite und letzte frühere Vorstand, der sich wegen der Schmiergeldaffäre einer Anklage stellen muss. Der Prozess gegen Ex-Vorstand Thomas Ganswindt war im Mai 2011 gegen eine Strafgeld von 175.000 Euro ohne Urteil eingestellt worden. (axk)