Gamma setzt Trojaner auch auf Windows Phone an

Auszüge aus einer Präsentation zeigen, wie der Hersteller Gamma International seine Schnüffelprogramme anpreist. Erstmals rühmt sich das Unternehmen auch damit, Windows Phone infiltrieren zu können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 103 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Der Sicherheitsexperte Mirkko Hypponen hat im Blog seiner Firma F-Secure Screenshots einer Präsentation veröffentlicht, in der Software-Hersteller Gamma International seine Produktlinie FinFisher vorstellt. Die Screenshots ähneln bekannten Gamma-Materialien, sind aber nicht identisch. Beworben wird FinFly, eine Reihe von Angeboten, Überwachungstrojaner auf Rechnern und Smartphones zu installieren. Gamma wirbt laut diesen Unterlagen erstmals damit, auch Windows-Phone-Systeme infiltrieren zu können.

Die von F-Secure veröffentlichte Präsentation ist deswegen aufschlussreich, weil sie einen Einblick in die durchaus nicht ehrenhaften Einbruchszenarien der Kunden gibt, für deren Bedürfnisse Gamma International in München programmiert. So soll FinFly USB von Putzfrauen angebracht werden können und in der Lage sein, Passworte auch für das Online-Banking auszulesen. Mit Truecrypt komplett verschlüsselte Datenträger sind für FinFly USB offenbar kein Problem.

FinFly Web ist ein Programm, das entweder Webseiten für einen ISP oder einen LAN-Administrator erzeugt, über die ein PC infiziert werden könne. FinSpy Mobile erzeugt ähnliche Infektionen für Smartphones unter Android, Blackberry-OS, iOS und Windows Phone. All diese Module zielen darauf ab, den PC eines Überwachten unter totale Kontrolle zu bringen, wie dies in einem älteren Gamma-Video erläutert wird.

Bemerkenswert ist auch, dass Gamma sich in allen Präsentationen damit brüstet, die besten Spezialisten zu beschäftigen, die auf internationalen Hackertreffen wie Defcon und Black Hat gefragte Redner sein sollen. Interessant ist zudem, dass in den Präsentationen Backtrack als Ausgangspunkt der Gamma-Entwicklung erwähnt wird. Backtrack ist das Tool, das von Martin Jürgen Münch mitentwickelt wurde, bevor er Chefentwickler bei Gamma/Finfisher wurde.

Mit seinen alten Backtrack-Mitstreitern habe Münch ein Weltklasseteam zusammenstellen können, heißt es in der Präsentation. Backtrack gehört zu den den Softwareprogrammen, die in Deutschland mit dem Inkrafttreten des "Hackerparagrafen" kriminalisiert worden sind. (axk)