Wieder-Sehen mit Webcam

Zehn Jahre Skype: Wie die Videotelefonie fĂĽr engere Kontakte gesorgt hat.

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Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Zehn Jahre Skype: Wie die Videotelefonie fĂĽr engere Kontakte gesorgt hat.

Was, schon zehn Jahre ist das her? Die Nachricht über Skypes Jubiläum setzt die kleinen Rädchen im meinem Kopf in Bewegung. Sie suchen nach Anhaltspunkten und den ersten Erinnerungen an die Videotelefonie. Ich kann nicht mehr exakt rekonstruieren, wann genau ich das Programm heruntergeladen habe, vermutlich 2005 (in den Duden schaffte es das Verb „skypen“ bereits 2006). Ich weiß nur noch, dass einer meiner IT-affinen Cousins mich dazu einlud und ich zunächst dachte: „Na toll, schon wieder ein neues Chatprogramm.“ Damals war in Studentenkreisen „ICQ“ eins der angesagten Chatprogramme. Aber es dauerte nicht lange, und die engere wie erweiterte Familie – über Deutschland, Ungarn und die USA verstreut – war ebenso wie meine Freunde skypifiziert. Wir waren begeistert von der Möglichkeit, uns trotz großer Entfernungen sehen zu können.

Sogar mein über 80-jähriger Großvater in Ungarn wurde überredet und war zeitweilig mit im Netzwerk. Mein eindrücklichstes Skype-Erlebnis wird wohl seine erste Online-Begegnung mit seiner Cousine in New York bleiben. Beide hatten sich mehr als 50 Jahre nicht mehr gesehen und bis 2007 über Briefe und gelegentliche Telefonate Kontakt gehalten. In den ersten Minuten sahen sie sich mehr an, als dass sie sprachen. Vielleicht versuchten sie, das junge Bild des anderen aus ihrer Erinnerung mit der Person in Einklang zu bringen, die ihnen nun gegenüber saß. Wir Enkel und Kinder machten den Fehler, sie zum Sprechen zu drängen, anstatt ihnen genug Zeit zum Wieder-Sehen zu geben. Für uns war es einfach schon so normal geworden wie das gewöhnliche Telefonieren.

Sicherheitsbedenken tauchen in den Medien zwar regelmäßig auf. Aber dem Siegeszug von Skype tut es keinen Abbruch. Wir hoffen, dass die Lücken schnell gepatcht werden. Das Programm hat unsere Kommunikationswege verändert. Die Generation meiner Eltern hält heute vielfach völlig selbstverständlich darüber Kontakt und möchte den Videokontakt zu Kindern und Enkeln nicht mehr missen. Ebensowenig wie ich auf die Sessions mit meiner kleinen Nichte verzichten will, die fünf Stunden entfernt wohnt. Die Meilensteine ihrer Entwicklung live zu erleben ist einfach anders, als nur telefonisch davon zu hören.

In Zeiten wo jeder WLAN hat und unsere Computer die meiste Zeit an sind, schauen wir öfter mal nach, wer von Familie und Freunden online ist. Es muss gar nicht immer der direkte Anruf sein, oft genügt es völlig, zwischendurch kurz zu chatten. Es ist ein bisschen so, als müsste man nur ins Nebenzimmer gehen, um „Hallo“ zu sagen. Wir tauschen kurz Neuigkeiten aus, verschicken ein paar aktuelle Fotos, empfehlen uns Bücher und sprechen Ideen für Weihnachtsgeschenke ab. Manche Freunde schultern ihre Fernbeziehungen per Videotelefonie leichter.

Mit meiner besten Freundin in Oslo habe ich eine Art virtuelle WG über Skype. Wir haben schon im Scherz überlegt, nach dem Vorbild der Sitcom „The Big Bang Theory“ eine Mitbewohner-Vereinbarung zu schreiben. Und neulich, als wir die Spielerunden aus Studententagen wieder aufleben ließen, schalteten wir parallel zur Online-Version von „Siedler von Catan“ auch Skype und die Webcam an. Denn ohne die Live-Sprüche und mimischen Reaktionen wäre es einfach nicht dasselbe. (vsz)