Israel im Cyberwar mit einem Trojaner helfen?

Eine Gruppe israelischer Studenten fordert zur Unterstützung im Kampf gegen die Hamas auf, ein Programm herunterzuladen, mit dem angeblich Hamas-Webseiten lahmgelegt werden sollen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Als Israel den Krieg gegen die Hamas im Gaza-Streifen startete, hat eine Gruppe von israelischen Studenten eine Webseite lanciert, um im Internet dazu beizutragen, dass Israel im Medienkrieg gewinnt. Liri, einer der Initiatoren, hat gegenüber Wired Defense erklärt: "Wir konnten uns dem wirklichen Kampf nicht anschließen, daher beschlossen wir, Hamas im Cyberspace zu bekämpfen." Auf der Webseite heißt es, die Betreiber wollten nicht weiter herumhängen, "während die Bewohner von Sderot und anderer Städte am Gaza-Streifen leiden. Nie mehr! Wir werden nicht herumsitzen und zuschauen, wie sich unsere Kinder ängstigen und nach Hilfe schreien, wenn die Raketen über ihre Köpfe fliegen."

Help Israel Win stellt ein Programm zum Herunterladen zur Verfügung, mit dem Hamas-freundliche Webseiten blockiert werden sollen. Mit dem Programm könnten viele Menschen auf der Welt sich zusammentun, "um die Absicht unserer Feinde, den Staat Israel zu zerstören, zu behindern".

Das Programm allerdings könnte im Endeffekt nicht so patriotisch sein, wie Anwender das erwarten: Nach Auskunft von Mike La Pilla von Verisign iDefense könnte es sich auch um einen Trojaner handeln, der es der Gruppe ermöglicht, die Computer derjenigen zu kontrollieren, die das Programm installiert haben. Bojan Zdrnja vom SANS Institute ist ebenfalls skeptisch. Nach seiner Analyse verbindet das Programm PatriotInstaller.exe den Computer, auf dem es installiert ist, mit einem Internet Relay Chat-Server und anderen Websites. Überdies ermöglicht es das Herunterladen einer weiteren Datei, die als TmpUpdateFile.exe installiert wird. Zdrnja denkt auch, dass es sich dabei um einen Trojaner handeln könnte, der es den Betreibern von Help Israel Win erlaubt, die Kontrolle über die verbundenen Computer zu erlangen: "Obgleich es im Augenblick nichts Schlechtes zu machen scheint und nur eine Verbindung zu dem IRC-Server und Websites herstellt ..., kann der Besitzer wahrscheinlich mit den Computern, auf denen das Programm läuft, machen, was er will", schrieb Zdrnja und ruft zur Vorsicht auf.

Liri gab gegenüber Wired zu, dass sein patriotisches Programm als Trojaner benutzt werden könne, aber "praktisch" werde es niemals so benutzt. Nach Angaben auf der Webseite haben bereits über 8200 Internetnutzer das Programm installiert; die Entwickler betonen, es ließe sich wieder ohne Probleme entfernen. Die Update-Option verwende man nur, um Fehler zu beheben, aber nicht um Schadprogramme zu installieren, versicherte Liri. Nach dem Krieg werde man das Projekt beenden. Jeder könne dann das Programm wieder entfernen. (fr)