Gamescom

Einzeller suchen kreative Gesellschaft

Gefräßige Einzeller werden wohl zu den kleinsten, wenn auch originellsten Helden neuer Spiele auf der Games Convention in Leipzig gehören. 250 Premieren von Spieltiteln hat die Messe angekündigt, einige werden es den Fans in den Fingern jucken lassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 24 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

Gefräßige Einzeller werden wohl zu den kleinsten, wenn auch originellsten Helden neuer Spiele auf der Games Convention in Leipzig gehören. Bei Will Wrights über etliche Jahre hinweg entwickeltem Evolutionsspiel "Spore", das Besucher auf dem Stand von Electronic Arts sehen können, führt man selbstgebastelte Lebewesen durch eine Entwicklung vom Einzeller bis hin zur raumfahrenden Zivilisation, die dann fremde Welten (etwa die anderer Spieler übers Internet) erobert. Während hier also die Evolution rasant fortschreitet, wird die Branche ansonsten bei der Leitmesse der Computer- und Videospieleindustrie Games Convention vom 21. bis 24. August wohl eher kleine Entwicklungsschritte präsentieren und vor allem die Trends der vergangenen Jahre ein bisschen weiterdrehen.

Eingefleischte Spieler dürfte das nicht verdrießen. 250 Premieren von Spieltiteln hat die Messe angekündigt, einige werden es den Fans in den Fingern jucken lassen – auch ohne neues Konzept. Besucher können vor allem zahlreiche Fortsetzungen sehen und ausprobieren; etwa den Ego-Shooter "Far Cry 2", das Prügelspiel "Street Fighter IV" oder das Action-Rollenspiel "Diablo III", zudem die Fußball-Simulation "FIFA 09" oder das neue Abenteuer von Lara Croft in "Tomb Raider Underworld".

Immer mehr rücken aber auch die Gelegenheitsspieler –"Casual Gamer" genannt – in den Fokus. Mit Nintendo fehlt ausgerechnet jene Firma, die Spielkonsolen in breiten Schichten populär gemacht hat. Die Japaner wollen auf einer "Roadshow" Zielgruppen erschließen, die in Leipzig nur wenig vertreten sind: Frauen, Familien, ältere Menschen. "Damit wird es für die Messe schwieriger, auch Gelegenheitsspieler anzusprechen", vermutet Carsten Fichtelmann von der Software-Schmiede Daedalic Entertainment. Durch die Hintertür kommt die Spielekonsole Wii dennoch in die Messehallen: über Spiele- Hersteller, die ihre Neuigkeiten vorstellen.

Denn längst haben andere Hersteller "Casual Games" ins Programm genommen – in der Hoffnung, die Wohnzimmer zu erobern. "Fun Park" ist so ein Beispiel, das auf der Messe zu besichtigen sein wird: In dem virtuellen Vergnügungspark soll die ganze Familie Autoscooter fahren oder Ringe werfen können. Warner Bros. bringt das Spiel im Winter heraus - natürlich auch für die Wii. Ein weiterer Trend, der von den USA nach Deutschland schwappen könnte, sind Musikspiele. Möchtegern-Stars dürfen auch in Leipzig bei etlichen Herstellern Kostproben ihres Gesangs-, Gitarren- oder Schlagzeugtalents abgeben.

Wie im Vorjahr reserviert die Messe einen Bereich für Familien. "GC Family ist ein Türöffner für Familien und Pädagogen", beschreibt Messesprecher Torsten Anke das Ziel. Nicht zuletzt mit pädagogisch wertvoller Lernsoftware soll auch Eltern und Lehrern das Spielen schmackhaft gemacht werden. Zudem stehen Medienexperten Rede und Antwort, Studierende der Uni Leipzig bieten Führungen übers Messegelände an.

Bei all dem ist Geduld gefragt. Im vergangenen Jahr gab es gerade am gut besuchten Wochenende Engpässe in den Messehallen und an den Geräten. "Wir erwarten dieses Jahr deutlich mehr Spielstationen im Publikumsbereich", versichert Wolfgang Marzin, Geschäftsführer der Messe Leipzig. Für die Unternehmen sei die Interaktion mit den Kunden schließlich ein "essenzielles Verkaufswerkzeug".

Ablenkung von den Monitoren gibt es auf dem Freigelände hinter den Hallen 2 und 4. Erlebnishungrige können dort mit Quads über eine Sandpiste rasen, sich von einer Turbine in die Luft pusten lassen und an einem Bungee-Seil Trampolin springen. Im "Beach Club" stehen Fußball- und Poker-Turniere an sowie eine Reihe von Rockkonzerten.

Ein wichtiger Teil der Messe läuft abseits des Trubels: Gut ein Drittel der Fläche reservieren die Veranstalter für das "Business Center". 12 300 Fachbesucher kamen 2007, dieses Jahr sollen es mehr sein. Hersteller und Entwickler, Händler und Werbeexperten werden über das nahende Weihnachtsgeschäft reden, aber sicher auch über die ungewisse Zukunft der "GC". Auch künftige Trends dürften ein Thema sein. Vielleicht erhalten die Wesen aus "Spore" 2009 ja etwas kreativere Gesellschaft.

Zu den erwarteten Highlights der Games Convention 2008 siehe auch im GC-Special auf heise online:

(dpa) / (jk)