Datenschutz: 3D-Straßenvermessung in Potsdam zunächst gestoppt

Nach Kritik der brandenburgischen Datenschutzbeauftragten Dagmar Hartge hat die Stadt Potsdam einen Kamerawagen nicht losgeschickt, der ähnlich wie Google Street View Straßen und Plätze digital erfassen sollte.

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Die Stadt Potsdam wird vorerst keinen Kamerwagen losschicken, um Straßen und Plätze dreidimensional zu erfassen. Sie reagiert damit auf Kritik der brandenburgischen Datenschutzbeauftragten Dagmar Hartge. Die Landeshauptstadt wolle zunächst weitere Gespräche mit Hartge führen, erklärte ein Sprecher gegenüber dem rbb.

Hartge hatte sich laut Medienberichten "sehr überrascht" gezeigt, dass Potsdam bislang entgegen ihrer Vorgaben die Privatsphäre der Bürger nicht ausreichend berücksichtigt habe. Es würden auch Autokennzeichen und Menschen erfasst, das sei aber nicht nötig, um abzubilden, wie öffentliche Verkehrsflächen beschaffen seien. Sie habe von der Stadt gefordert, personenbezogene Informationen von vornherein unkenntlich zu machen.

Ursprünglich sei vorgesehen gewesen, das Vermessungsauto erst einmal fahren und die Daten aufnehmen zu lassen, heißt es im Potsdamer Rathaus. Erst danach hätten Gesichter und Kfz-Nummern unkenntlich gemacht werden sollen.

Messwagen

(Bild: Geodezia)

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) beteuerte inzwischen, dass Datenschutz vorgehe, auch wenn das Projekt damit teurer komme. Die Bilder sollten zwar nur verwaltungsintern genutzt werden, es sei aber nicht auszuschließen, dass Teile davon doch öffentlich würden.

Die Verwaltung will mit dem Spezialfahrzeug die komplette Verkehrsfläche im Stadtgebiet aufnehmen. Damit sollen Schäden an Straßen und Gehwegen leichter erkannt werden. Zudem sollte ein 3D-Stadtmodell mithilfe der gefilmten Fassaden erstellt werden.

Eingesetzt werden sollte laut "Bild" ein Messwagen der ungarischen Firma Geodezia ZRT mit einem "VMX-450"-System zum "Mobile Mapping" auf dem Dach. Zwei Laserscanner und sechs Kameras sollen bei Fahrten bis zu Tempo 100 km/h die Umgebung detailgenau erfassen können. Das Fahrzeug sei für zwei Wochen für 76.000 Euro zu mieten. (anw)