Kündigung nach StudiVZ-Forumsbeiträgen

Nachdem sich Auszubildende und Mitarbeiter eines brandenburgischen Luxushotels in einem Forum bei StudiVZ negativ über ihren Arbeitgeber ausgelassen haben und Aktionen gegen das Haus diskutierten, erhielten sie eine fristlose Kündigung.

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Der Besitzer eines brandenburgischen Hotels hat neun Mitarbeitern fristlos gekündigt, berichtet der Sender Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb, Video – Real Player erforderlich). Grund der Kündigungen seien Beiträge in einem Forum im Studenten-Portal StudiVZ. Die betroffenen Auszubildenden und Angestellten des Hotels "Zur Bleiche" in Burg/Spreewald waren Teilnehmer des StudiVZ-Forums "Der Storch muss hängen". Der Storch ist das Logo der Bleiche.

Im Forum ließen sie sich die Mitglieder unter anderem über die Arbeitsbedingungen, die schlechte Bezahlung, aber auch die Gehbehinderung des Chefs aus. Außerdem wurden laut rbb auch Aktionen gegen das Haus diskutiert, wobei angeblich auch geäußert wurde: "wie wollen wir vorgehen ... wie wärs mit abfackeln ... na ihr habt doch schon die Sache mit dem Reizgas durchgezogen ...". Die letzte Bemerkung bezieht sich auf einen ungeklärten Vorfall aus dem Dezember 2007. Damals war im Wellness-Bereich des Hotels Gas ausgetreten. Mehrere Hotelgäste mussten ärztlich behandelt werden, die Einwohner von Burg waren aufgefordert worden, in ihren Wohnungen zu bleiben und die Fenster zu verschließen.

Die Teilnehmer des Forums beteuern, nichts mit dem Vorfall zu tun zu haben. Überhaupt sei das Forum nur Spaß gewesen. Das sieht der Hotelbesitzer, Heinrich-Michael Clausing, anders. Sein Anwalt teilte dem rbb mit, dass "davon ausgegangen werde, dass die Teilnehmer weitere Anschläge gegen Herrn Clausing geplant haben." Die Textbeiträge ließen nur den Schluss zu, dass man ihn möglichst massiv und intensiv schädigen wollte. Daher wurde Mitarbeitern fristlos gekündigt, andere wurden abgemahnt. Neun der Betroffenen wollen gegen ihre Kündigungen vor dem Cottbuser Arbeitsgericht klagen.

Die Kündigungen sind bisher der härteste Fall, in dem Beiträge in der vermeintlichen Abgeschlossenheit eines sozialen Netzwerks dem Urheber zum Nachteil gereichen; es gab aber bereits früher immer wieder Äußerungen von Personalverantwortlichen, dass sie etwa bei Bewerbungen mittlerweile auch die Aktivitäten der potenziellen Mitarbeiter in Social Networks kontrollieren. Medienfachleute warnen immer davor, in solchen Diensten zu viel über sich preiszugeben; man ist in StudiVZ, Xing, MySpace und Co. nicht anonym (siehe dazu auch den c't-Artikel "Dabei sein ist alles" über SchülerVZ). Das Forum zu dem Hotel in StudiVZ ist mittlerweile offenbar gelöscht und ein neues unter demselben Namen eröffnet worden, sodass sich die Beiträge nicht mehr finden lassen. (jo)