EU-Regulierung: Telekom-Konkurrenz fürchtet Abschaffung des TAL-Zugangs

Die EU-Kommission will den direkten Zugang zu den Teilnehmeranschlussleitungen (TAL, "letzte Meile") langfristig durch Bitstrom-Produkte ersetzen.

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Von
  • Urs Mansmann

Die EU plant im Rahmen der Harmonisierung des Telekommunikationsmarkts, ein europaweit einheitliches Breitband-Vorleistungsprodukt einzuführen. Dieses soll Ethernet-Bitstrom nutzen, den sogenannten Layer-2-Zugang. Ein solches "virtuelles Breitbandprodukt" soll alle anderen Zugangsarten perspektivisch ersetzen. Bei einem solchen Angebot stellt der Eigentümer der TAL, in Deutschland ist das in fast allen Fällen die Deutsche Telekom, den Zugang per DSL in einem Bündelprodukt zusammen mit der Leitung bereit.

Der Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) kritisiert diese Pläne scharf. In Deutschland spielt der direkte Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung eine wichtige Rolle am Markt. Gesetzlich ist die Telekom dazu verpflichtet, den Mitbewerbern auf Wunsch die Teilnehmeranschlussleitung an Hauptverteilern (HVt) oder Kabelverzweigern (KVz) zur Verfügung zu stellen, damit diese den DSL-Anschluss darauf mit eigener Hardware realisieren können. Diese physische Entbündelung kommt nun auf den Prüfstand.

Für die Kunden wäre das tatsächlich von Nachteil. Die Leitung ab KVz ist stets deutlich kürzer als die zur Vermittlungsstelle (HVt). Nimmt ein Telekommunikationsanbieter am KVz einen DSLAM in Betrieb und mietet dort die TAL an, kann er eine deutlich höhere Datenrate anbieten als ein Mitbewerber oder der TAL-Eigentümer, der seinen DSLAM am vom Kunden weiter entfernten HVt betreibt.

Würden die Pläne der EU-Kommission Realität, würde das zu einer Re-Monopolisierung führen. Der Kunde wäre dann für eine Leistungssteigerung des Anschlusses darauf angewiesen, dass die Telekom ihre Infrastruktur am KVz ausbaut, um diese wiederum an die Mitbewerber zu vermieten. Die Anreize hierfür wären allerdings aufgrund des fehlenden Wettbewerbs geringer. Unklar ist auch, was in einem solchen Fall mit den bereits erfolgten Inbvestitionen geschähe. Der BREKO befürchtet, dass die vom HVt zu den KVz verlegten Glasfaserleitungen und die Vermittlungseinrichtungen am KVz wertlos würden.

Derzeit sind in Deutschland Bitstrom- und TAL-Produkte am Markt. Je nach Geschäftsmodell greifen die Mitbewerber der Telekom auf die eine oder andere Produktgruppe oder auf beide zurück. Ein europaweit einheitliches Bitstromprodukt wäre für den Telekom-Markt durchaus interessant, was auch der BREKO attestiert. Den Zugang zur TAL dürfe es aber aus Sicht des Verbands keinesfalls ersetzen. Die Vielfalt des Marktes müsse unbedingt erhalten bleiben. Besonders verärgert ist der Interessenverband, weil die zuständige Kommissarin Neelie Kroes die Betroffenen aus Zeitgründen nicht einmal anhören will. (uma)