Sammelbetrugsverfahren gegen Internet-Computerhändler
Der seit Monaten heftig umstrittene Computerversand Schlaufuchs Ltd. hat seine Tätigkeit vorerst notgedrungen eingestellt: Rechner beschlagnahmt, Untersuchungshaft für den Geschäftsführer.
"Schlaufuchs Ltd." macht Zwangspause: Der ausschließlich per Internet tätige Computerversand mit Firmensitz auf der vor England gelegenen Isle of Man, dessen Geschäftsführer und Hauptakteur Hary Tihomirov in Berlin ansässig ist, beschäftigt erneut die Justiz. Bei der Staatsanwaltschaft Berlin ist ein Sammelverfahren gegen Tihomirov anhängig. Es gehe um Betrug und Warenkreditbetrug in insgesamt 26 Fällen mit einem Gesamtschaden von rund 100.000 Mark, so ein Sprecher der Justizbehörden. Tihomirov, der seit 22. Dezember 1999 in Untersuchungshaft sitzt, soll immer wieder Bestellungen gegen Vorkasse angenommen und die Beträge auch eingezogen, dann jedoch nicht geliefert haben. In einem der zu verhandelnden Fälle habe er selbst Waren bestellt, aber nicht bezahlt, so die Ermittlungsbehörden.
Der Versandhändler ist seit ungefähr einem Jahr nicht nur durch niedrige Preise aufgefallen, sondern auch durch heftige Klagen von Kunden, die sich geprellt fühlten und ihre Erlebnisse in Newsgroups und Webforen verbreiteten. Erst im Sommer führte die Amtsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen Tihomirov, das allerdings eingestellt wurde. Ende August mahnte Tihomirovs Anwalt die Betreiber des Internet-Technikforums "Nickles.de" ab und verlangte die Tilgung von zahlreichen teils anonymen Diskussionsbeiträgen auf der Website, von denen einige umfangreiche Mailwechsel mit Schlaufuchs Ltd wiedergaben. Immer wieder beschuldigten "Schlaufuchs"-Kunden den Versandhändler des Betrugs, nachdem ihre Anfragen und Fristsetzungen oft mit extrem rüden E-Mails beantwortet wurden. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat nun im Zuge des laufenden Verfahrens Durchsuchungen durchgeführt und dabei Beweismittel sichergestellt. Zu diesen gehört auch die Computeranlage, über die der Versandhändler seine Online-Geschäfte abgewickelt hat.
Die Websites "www.schlaufuchs.de" und "www.schlaufuchs.com", die die Vertriebsplattform gebildet haben, zeigen seit einigen Tagen nur noch eine Meldung, der zufolge das Online-Angebot vorübergehend geschlossen ist – und zwar "wegen Beschlagnahme der ganzen EDV-Ausstattung". Wie es weiter heißt, werde der Geschäftsbetrieb unmittelbar nach Rückgabe der Computer wieder aufgenommen. Aus dem Umkreis Tihomirovs verlautete, die Beschlagnahme sei auf eine Überreaktion der Staatsanwaltschaft zurückzuführen. Eine gezielte Internet-Kampagne gegen den Versandhändler habe diesem das Geschäft verdorben und ihn schließlich so weit gebracht, dass er seinen Lieferverpflichtungen nicht mehr habe nachkommen können. (psz)