LG setzt auf iMod-Displays
LG Electronics will seine kommenden Mobiltelefone statt mit LCDs mit reflektiven iMOD-Displays ausstatten. Die bistabilen Displays sind extrem sparsam und empfehlen sich mit ihren superflinken Schaltzeiten fĂĽr die Videodarstellung.
LG Electronics und Qualcomm MEMS Technologies Inc. haben anlässlich des MWC eine Kooperation bei Mobildisplays geschlossen. Wie die Unternehmen in Barcelona bekannt gaben, will LG kommende Handy-Generationen mit den Mirasol-Displays der Qualcomm-Tochter ausstatten. Die mikromechanischen Schirme reflektieren das einfallende Umgebungslicht, benötigen also nicht ständig eine eigene Beleuchtung. Außerdem sind sie bistabil und halten ihren Zustand nach Wegfall der Ansteuerspannung bei, was ebenfalls zu ihrer sehr energiebewussten Arbeitsweise beiträgt. Dank kurzer Schaltzeiten empfehlen sie sich zudem für die Videowiedergabe.
Das Bild entsteht auf den sogenannten iMod-Displays (interferometric Modulator) durch eine gezielte Reflektion einfallender Lichtstrahlen: Über dem Substrat mit einer verspiegelten Membrane liegt eine leitend beschichtete Glasplatte, wobei die beiden Platten durch einen Luftspalt definierter Dicke getrennt sind. Ohne angelegte Spannung wird das einfallende Licht an der Membran reflektiert und verstärkt (konstruktive Interferenz). Durch einen kleinen Spannungsimpuls werden die Platten aneinandergepresst und der Luftspalt geschlossen. In diesem Zustand wird das einfallende Licht durch destruktive Interferenz quasi ausgelöscht, der Bildpunkt bleibt schwarz. Im geöffneten Zustand hängt die Wellenlänge des reflektierten Lichtes von der Dicke des Luftspaltes ab. Weil das mikromechanische System eine Hysterese besitzt, öffnet sich der Luftspalt erst durch Anlegen eines erneuten Impulses wieder. Die Wellenlänge des sichtbaren Lichts liegt zwischen 380 und 780 nm, weshalb bei der Plattenbewegung nur kurze Wege überbrückt werden müssen und ein Schaltvorgang in sehr kurzer Zeit möglich ist.
Qualcomm hat die Mirasol-Technik vor einigen Jahren von der Firma Iridigm übernommen, sie weiterentwickelt und zur Marktreife gebracht. Die ersten Serienprodukte mit den mikromechanischen Displays waren jedoch nur einfarbig. Zudem hat diese Marktreife deutlich länger gedauert, als ursprünglich geplant. Dabei war nicht die der Natur nachempfundenen Displaytechnik – Schmetterlinge erzeugen auf ihren Flügeln die Farben nach einem vergleichbaren Prinzip – an sich das Problem. Schwierigkeiten bereitete vielmehr die kostengünstige Fertigung. Denn kostengünstig muss das Ganze sein, um in Konkurrenz zur etablierten LCD-Technik treten zu können. Angesichts des Abkommens mit LG scheinen diese Probleme nun überwunden.
Mindestens ebenso beachtlich ist, dass LG Electronics zum jetzigen Zeitpunkt auf die Mirasol-Displays setzt. Denn trotz aller unbestreitbaren Vorzüge der IMODs: Der koreanische Mutterkonzern hat mit LG Displays einen eigenen LCD-Hersteller und entwickelt außerdem kräftig an den ebenfalls energiebewussten OLED-Displays. Mit den Mirasol-Displays eines Fremdherstellers macht sich LG also Konkurrenz im eigenen Haus. (uk)