EU-Kommission startet Initiative für "offene digitale Bildung"

Brüssel will Schulen besser vernetzen und setzt dabei auch auf frei zugängliche Lehr- und Lernmaterialien (Open Educational Resources). Ein neues Online-Portal soll den Austausch solcher Bildungsunterlagen erleichtern.

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Die EU-Kommission möchte Schulen und Universitäten besser ans digitale Zeitalter anpassen und stärker vernetzen. Sie hat dazu am Mittwoch die Initiative "Die Bildung öffnen" gestartet. Ein damit verknüpfter Aktionsplan soll helfen, klassische Lehrmethoden zu aktualisieren und die Infrastrukturen mit Informations- und Kommunikationstechnologien auszubauen.

Laut einer Umfrage besucht derzeit nur jeder vierte Neunjährige eine "digital sehr gut ausgestattete Schule". Das will die EU-Kommission ändern.

(Bild: dpa, David Fischer)

Einen weiteren Schwerpunkt will die Kommission laut ihrer Mitteilung (PDF-Datei) auf frei zugängliche Lehr- und Lernmaterialien (Open Educational Resources) legen. Das neue Online-Portal OpenEducation Europe soll unter anderem den Austausch solcher Bildungsunterlagen erleichtern. Vor kurzem hat auch die deutsche Unesco-Kommission einen Wegweiser zu offenen Lernressourcen im Internet herausgegeben.

Der Kommission schwebt vor, dass Hochschulen künftig eine Kombination aus Präsenzphasen und Online-Angeboten wie MOOCs (Massive Open Online Courses) anbieten. Sie soll den Studierenden den Zugang zur Bildung "jederzeit an jedem Ort und mit jedem Gerät ermöglichen". Brüssel rechnet damit, dass Ausgaben für E-Learning in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich um das Fünfzehnfache wachsen und dann 30 Prozent des gesamten Bildungsmarkts ausmachen. Die Bildungs- und Entscheidungsträger sollten diesen Wandel "aktiv gestalten und nicht lediglich erdulden".

Derzeit sei der Sektor vielfach noch nicht wirklich in der digitalen Welt angekommen, beklagt die Kommission. Zwischen 50 und 80 Prozent der Schüler beziehungsweise Studierenden in der EU benutzten derzeit nie digitale Lehrbücher, Übungssoftware, Videos, Podcasts, Simulationen oder Lernspiele. Die meisten Lehrkräfte der Primar- und Sekundarstufe hielten sich selbst nicht für "digital versiert" oder in der Lage, digitale Kompetenzen wirksam zu vermitteln. 70 Prozent wünschten sich eine bessere Ausbildung in der IKT-Anwendung.

Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage habe ergeben, dass nur jeder vierte Neunjährige eine "digital sehr gut ausgestattete Schule" besuche, die über moderne Geräte, eine schnelle Breitbandverbindung mit über 10 MBit/s und einen hohen Vernetzungsgrad verfüge. Die Unterschiede zwischen einzelnen Regionen in der EU seien zudem groß: In Lettland, Litauen und Tschechien hätten mehr als 90 Prozent der Schüler einen Internetzugang im Klassenzimmer, in Griechenland und Kroatien nur rund 45 Prozent.

Die Bildungslandschaft müsse sich daher "von Grund auf wandeln", erklärte Bildungskommissarin Androulla Vassiliou. Es reiche nicht, lediglich mit einer App umgehen zu können. Die jungen Leute müssten in die Lage
versetzt werden, "ihre eigenen Programme zu schreiben". Die für die Digitale Agenda zuständige Kommissarin Neelie Kroes wünschte sich, "dass bis 2020 jedes Klassenzimmer digital ausgestattet ist". Die Bildung dürfe sich nicht länger "in einem Paralleluniversum bewegen". Schüler und Studenten bräuchten digitale Kompetenzen in allen Lebenslagen und vor allem für ihren künftigen Beruf.

Mit dem Vorstoß will die Kommission rund 24 Projekte durch Erasmus+, das neue EU-Programm für die allgemeine und berufliche Bildung, durch Strukturfonds sowie das neue Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 fördern. Alle hierüber produzierten Lernmitteln sollen dank offener Lizenzen für die breite Öffentlichkeit zugänglich sein. (axk)