Für wieviel CO2-Ausstoß sind Internetsuchen verantwortlich? [Update]

Ein Physiker der Harvard University will die Internetnutzung "grüner" machen und bietet eine Berechnung des Energieverbrauchs von Websites an.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Die Internetnutzung erhöht den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen. Das Marktforschungsunternehmen Gartner schätzt, dass die IKT-Branche insgesamt für 2 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, etwa so viel wie die Luftfahrtbranche. Bei der Internetnutzung ist es die massenhafte Aktivität, die aus jeweils winzigem Energiebedarf zu erheblichen Werten führt.

Darauf weist der Physiker Alex Wissner-Gross von der Harvard University in einem Artikel in der britischen Times hin. Nicht ganz uneigennützig, denn er bietet mit CO2Stats die Möglichkeit an, gegen eine monatliche Gebühr den Energieverbrauch von Websites zu berechnen, diese energieeffizienter zu machen und durch den Bezug erneuerbarer Energien die CO2-Emissionen zu neutralisieren. Dafür gibt es dann ein Zertifikat für den Betreiber der "grünen" Website.

Eine normale Suche bei Google entspricht nach Berechnungen von Wissner-Gross dem Ausstoß von 5 bis 10 g CO2. Andere Schätzungen, so berichtet die britische Times, sprechen von 1 bis 10 g pro Suche, was etwa davon abhängt, ob man den Computer, mit dem sucht, erst starten muss oder wie lange er für eine Suche benutzt wird. 200 Millionen Suchen werden täglich weltweit mit der Suchmaschine von Google durchgeführt.

"Google betreibt riesige Datenzentren auf der ganzen Welt, die eine Menge an Energie verbrauchen", sagt Wissner-Gross. "Eine Google-Suche wirkt sich definitiv auf die Umwelt aus." Zwar veröffentlicht Google keine Zahlen über den Energieverbrauch, berichtet die Times, aber eine Google-Suche verbraucht deshalb relativ viel Energie, weil die Anfrage an mehrere Server in oft weit voneinander entfernten Datenzentren geht. Das beschleunigt die Suche, kann aber auch den Energieverbrauch steigern. Da Google primär auf Schnelligkeit setze, so Wissner-Gross, müssten große Mengen an zusätzlicher Kapazität vorhanden sein, die Energie verbrauchen.

[Update: Google bestreitet dies allerdings und erklärt, dass der durchschnittliche CO2-Verbrauch von 7 g für eine Suche viel zu hoch sei. Eine Suche benötige durchschnitlich 0,2 Sekunden. Dabei würden die Server gerade einmal jeweils für einige Tausendstel Sekunden in Anspruch genommen. Das ergebe, meint man bei Google, zusammen mit anderen Aufgaben wie dem Erstellen des Suchindexes, pro Suche einen Energieaufwand von 0,0003 kWh oder 0,2 g.]

Auch anderweitige Nutzung des Internets trägt natürlich zu CO2-Emissionen bei. Allein das Aufrufen einer einfachen Webseite erzeugt nach dem Harvard-Physiker 0,02 g pro Sekunde, bei einer Webseite mit Videos oder Animationen steigt der CO2-Verbrauch um das Zehnfache und mehr. Ziemlich schlecht schneidet beispielsweise BBC ab. Deren Website arbeitet nach Wissner-Gross gerade einmal mit einer Energieeffizienz von 49 Prozent.

Siehe dazu auch in Telepolis:

(fr)