Die Situation von BlackBerry als Parabel

Für den Smartphone-Hersteller sind Marktanteile vergleichsweise insignifikant – leider verstehen das nur wenige Marktteilnehmer. Manche Zusammenhänge lassen sich am einfachsten anhand einer kleinen Parabel erklären.

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Von
  • Tam Hanna

Die nahende Übernahme von Research in Motion aka BlackBerry beweist, dass es in der Mobilcomputerindustrie noch vernünftige Manager gibt. Für den Smartphone-Hersteller sind Marktanteile vergleichsweise insignifikant – leider verstehen das nur wenige Marktteilnehmer. Manche Zusammenhänge lassen sich am einfachsten anhand einer kleinen Parabel erklären:

In grauer Vorzeit war Mobilistan nahezu frei von Keksen. Nur wenige Personen verzehrten eine spezielle Art von Keksen, die von der Lebensgefährtin des Mobilisten in Kleinserien gefertigt wurden. Eine mächtige Sekte verteufelte alle Keksesser als "kekssüchtige, asoziale Amokläufer, die dringend Auditing benötigen". Trotzdem verkaufte die Keksfabrik pro Jahr 100.000 Kekse an die bessere Damenwelt, die an die magischen Eigenschaften der Kekse glaubte.

Eines Tages kündigte der überaus prominente Keksexperte Stefan Arbeiter einen eigenen Keks an. Er war zwar kein Mitglied der Sekte, aber bei den Anhängern überaus populär. Nach langer Analyse des "Buchs der Träume" beschlossen die Hohepriester, den aussichtslos gewordenen Kampf gegen die Kekse einzustellen – wer ein Arbeiter-Keks besitzt, ist nicht kekssüchtig, sondern hip.

Binnen kurzer Zeit wollte jeder Bürger von Mobilistan einen Keks haben. Die minderwertigen Kekse von Arbeiter fanden sich bald in jedem Haushalt, landesweit wurden pro Jahr Hunderte Millionen Kekse verkauft. Im Laufe der Zeit drängten auch andere Anbieter in den Markt: Neben Arbeiter- und Mobilisten-Keksen gab es bald auch rote, grüne und blaue Kekse.

Die Keksfirma des Mobilisten war nach wie vor das einzige Unternehmen, das schmackhafte Kekse anbot. Diese aufgrund ihrer magischen Eigenschaften bei der besseren Damenwelt beliebten Gebäcke verkauften sich weiterhin blendend an die angestammte Klientel: Sie stiegen nicht auf Arbeiter-Produkte um.

Trotz des enormen Erfolgs der Arbeiter-Gruppe verkauft die Keksfabrik des Mobilisten immer noch 100.000 Kekse im Jahr. Die Margen und alle anderen Finanzkennzahlen haben sich nicht geändert – der einzige Unterschied zu anno dazumal ist der gesunkene Marktanteil.

Aus rechtlichen Gründen sei noch der obligate Verweis nachgeschoben: Alle Ähnlichkeiten zu realen Marktteilnehmern sind frei erfunden, die Geschichte hat nur literarischen Wert. ()