Facebook-Anwender verärgert über AGB-Änderung [Update]

Das soziale Netzwerk behält sich das Recht zur Weiterverwendung der vom Nutzer hinterlegten Daten vor, selbst nachdem dieser seinen Account gelöscht hat. Facebook-CEO Zuckerberg ist bemüht, die Wogen zu glätten.

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Von
  • Herbert Braun

Mit fast zwei Wochen Verspätung sorgt Facebooks Änderung seiner Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nun für Unruhe unter den 175 Millionen Benutzern des sozialen Netzwerks. Denn anders als die Ankündigung der neuen AGB im Firmenblog suggeriert, legen die AGB jetzt nicht klare Regeln gegen offensichtlich asoziales Verhalten fest (beispielsweise das Anlegen von Accounts unter fremdem Namen), sondern definieren auch die Besitzverhältnisse an den Nutzer-generierten Inhalten neu.

So heißt es jetzt unter dem Punkt "Beiträge": "Facebook will be entitled to the unrestricted use of any such Submission for any purpose, commercial or otherwise, without acknowledgment or compensation to you." Auch nach Erlöschen eines Facebook-Accounts kann also der Dienst die dort hinterlegten Inhalte weiterverwenden. In der vorigen auf Archive.org erhaltenen AGB-Kopie hieß es dagegen noch: "If you choose to remove your User Content, the license granted above will automatically expire, however you acknowledge that the Company may retain archived copies of your User Content."

Nach diversen harschen Reaktionen auf die Änderung war Facebook-Gründer Zuckerberg gestern im Firmenblog bemüht, die Wogen zu glätten. Für ihn sichern die neuen AGB nur die bisherige Praxis ab. Zuckerberg weist darauf hin, dass etwa beim Versand einer Nachricht diese automatisch kopiert werde, sodass es nicht möglich sei, sie nachträglich aus der Welt zu schaffen – ähnlich wie bei einer verschicktem E-Mail. Zuckerberg fordert Vertrauen und verspricht: "Tatsächlich würden wir eure Informationen nicht auf eine Art verbreiten, die ihr nicht wollt." Dass die Geschichte für Facebook nicht glatt gelaufen ist, deutet sich in den Worten an: "Es ist ein schwieriges Terrain und wir werden einige Fehltritte machen."

Deutschen Social-Web-Nutzern dürften solche AGB-Pannen bekannt vorkommen: 2007 preschte Facebook-Klon StudiVZ zweimal mit Änderungen seiner Geschäftsbedingungen vor und landete beide Male einen PR-GAU.

[Update]:
Mittlerweile hat Facebook einen Rückzieher gemacht. Nachdem Zuckerberg zuerst die User beruhigen wollte, verkündete er nun eine (vorläufige) Rückkehr von Facebook zu den alten Nutzungsbedingungen. Man habe sehr viele Anfragen und Kommentare zu den neuen Nutzungsbedingungen erhalten. Aufgrund dieses Feedbacks habe man sich entschieden, die alten Nutzungsbedingungen wieder in Kraft zu setzen, bis man die angesprochenen Probleme beseitigt habe. Ein weiteres Fiasko will Zuckerberg offensichtlich vermeiden: Die nächste Version werde eine einschneidende Veränderung gegenüber dem jetzigen Status sein, und sie werde auf all den Prinzipien aufbauen, die er bereits dazu formuliert habe, wie die Nutzer die Informationen über sich kontrollieren und weitergeben könnten. Die neuen Nutzungsbedingungen würden zudem in einer Sprache verfasst, die jeder verstehen könne. Die Facebook-User bekämen zudem die Gelegenheit, zu den neuen Nutzungsbedingungen ihren Input beizusteuern. (heb)