Reisebericht: JavaOne – The State of Java

Tagelang stand San Francisco unter dem Einfluss der beiden GroĂźveranstaltungen JavaOne und Oracle OpenWorld. Ein inhaltlicher RĂĽckblick von Deutschland aus.

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Von
  • Markus Eisele

Da ist die schöne Zeit des Jahres also wieder vorbei. Zurück im kalten Deutschland sind die ersten Tage nach dem Großereignis vergangen, und es ist Zeit, auf die Neuigkeiten und Ankündigungen zurückzublicken. Tagelang stand San Francisco unter dem Einfluss der beiden Großveranstaltungen JavaOne und Oracle OpenWorld.

Die Tatsache, dass beide Konferenzen noch immer sehr eng miteinander verwoben sind, hat sich auch in diesem Jahr nicht verändert. Wer will es Oracle auch verübeln. Durch das Zusammenlegen werden sich nicht unerhebliche finanzielle Vorteile ergeben. Und auch aus Produktsicht ist die gemeinsame Veranstaltung wichtig. Viele, wenn nicht alle Protagonisten der Java-Welt arbeiten eben nicht nur aus Spaß an der Sache selbst mit den Plattformen und entwickeln diese weiter. Vielmehr steckt hinter jedem Spezifikations-Lead auch irgendwo irgendein Oracle-Produkt. Eine durchaus gewinnbringende Strategie. Statt Mannjahre sinnlos in ein Open-Source-Produkt zu stecken, wird parallel auch die kommerzielle Variante (bspw. GlassFish/WebLogic) vorangebracht.

Meine Zeit in San Francisco war diesmal ausschlieĂźlich von der JavaOne bestimmt. Ich habe bewusst auf das leidliche Pendeln zwischen den beiden Veranstaltungsorten verzichtet und mich voll auf die Java-Gemeinde konzentriert.

Auch ich habe in den vergangen Jahren immer wieder gefordert, dass die JavaOne eine eigene Konferenz sein muss. Dass sie zurück ins Moscone Center gehört. Ein erster Schritt ist dieses Jahr tatsächlich begangen worden. Die Keynotes wurden in der großen Halle D des Moscone Center gehalten. Das ist genau der Ort, wo typischerweise Oracle-Chef Larry Ellison mehrere Tausend Leute mit seinem "Next slide, please" amüsiert. Die Seitenbereiche waren zwar abgehängt, und die Anzahl der Teilnehmer hat sicherlich nicht die 5000er-Marke überschritten, aber die Atmosphäre war unglaublich. Die Amerikaner beherrschen das mit der großen Bühnenshow aber auch sehr gut.

JavaOne Keynotes im Moscone Center

(Bild:  Bruno Borges @brunoborges)

Inhaltlich war nichts wirklich Neues dabei. Wie bereits vermutet. Das bringt Ruhe in die Java-Community. Oracle hat es sich nicht nehmen lassen, die kürzlich fertiggestellte Java-EE-7-Version zu feiern, und auch der Fortschritt bei Java SE 8 wurde ausführlich dargestellt. Einzige Neuigkeit war das Projekt Avatar. Im letzten Jahr noch vergleichsweise prominent mit vielen Sessions auf der JavaOne vertreten, hat man dieses Jahr nicht eine im Programm gefunden. Dennoch hat Oracle anscheinend konsequent daran gearbeitet und die Verfügbarkeit als Open Source bekannt gegeben. Unter https://avatar.java.net/ kann die brandneue Projektseite bestaunt werden. Ich schaue mir das in einem späteren Artikel noch detaillierter an.

Konzeptionelle Ăśbersicht von Avatar

(Bild: https://avatar.java.net/)

Auch die Roadmap von Java wurde vorgestellt. Nach Java SE 8 im ersten Quartal kommenden Jahres ist mit Java SE 9 dann in 2016 zu rechen. Jigsaw ist da mal wieder vorgesehen. Das Thema ist einfach nicht tot zu bekommen. Wenigstens gibt es mittlerweile die Aussage von Mark Reinhold, dass eine wie auch immer geartete Modularisierung mit OSGi kompatibel sein muss.

Java Roadmap

(Bild: Lucas Jellema)

Neben den technischen Aspekten hat Oracle auch die Erfolge in der Community als "Steward" von Java herausgestellt. Vier regionale JavaOnes mit mehr als 5000 Teilnehmern, viele Kontaktpunkte durch die eingesetzten Evangelisten. 150.000 Leser des hauseigenen Java Magazine und die mehr als 100.000 Zuhörer auf Twitter sind nur einige Highlights. Die Vertrauensbasis wächst, und Oracle macht nicht zuletzt mit der offenen Kommunikation der vergangenen Monate hier deutlich Boden gut. Auch wenn es noch immer genug Punkte gibt, die nicht weiter kommentiert werden. Hier sei nur die Ask-Toolbar oder auch diverse Sicherheitsprobleme beispielsweise genannt. An diesen Punkten gab es natürlich keine weiteren Neuigkeiten. Probleme werden bei Oracle nach wie vor intern gelöst. Aber auch an dieses Verhalten gewöhnt man sich anscheinend.

Oracles Erfolge fĂĽr Java

(Bild: Lucas Jellema)

Das Thema Java EE wurde auch abseits der 7er-Version präsentiert. Die ersten Absichten für Java EE 8 wurden bereits kommuniziert, und die Experten haben sich direkt vor Ort getroffen, um eine Sammlung der möglichen Aspekte anzufangen. Das Thema "Cloud" scheint so gut wie sicher. Aber auch die allgemeine Entwicklerfreundlichkeit ist wieder dabei. Einen ersten Überblick über die Ideen gibt das Slide-Deck, das im Anschluss an das Meeting verfasst wurde. Es ist als PDF auf java.net öffentlich verfügbar.

Inhaltlich war die JavaOne solide. Es gab vergleichsweise offenes Lob für die Programmauswahl. Die Sessions waren durch die Bank sehr gut besucht, und die Ausrichtung in Summe einfach sehr professionell. Im sogenannten Taylor Street Tent konnte abseits davon noch ausgiebig diskutiert werden. Diese Chance haben viele Teilnehmer wahrgenommen. Und genau hier passieren dann auch die Dinge, die die JavaOne für mich unglaublich wertvoll machen. Treffen mit den Leuten, die man das ganze Jahr über nur aus Artikeln, E-Mails, von Twitter und vielleicht anderen Chats kennt. Gemeinsam ein Bier trinken. Oder einen Kaffee. Und auch mal über Dinge sprechen, die nicht direkt mit Problemen zu tun haben. Das bringt die Gemeinschaft zusammen. Mein persönliches Resümee ist daher: Es hat Spaß gemacht. Wahnsinnig viel Spaß. Leute treffen, neue Dinge lernen und ein wenig auch davon profitieren, dass die JavaOne in einer der interessantesten Städte der Welt stattfindet.

Java EE meets Java.Net and NetBeans

Abschließend lässt sich nur ein Fazit ziehen. Es war die beste JavaOne unter Oracles Leitung. Man hat sich an die verteilten Räume gewöhnt, und auch die Qualität der Sessions war unglaublich gut. Auch wenn es von Deutschland aus eine weite Reise ist. Es lohnt sich. Diese Konferenz bleibt einmalig. Als Nächstes freue ich mich auf die Devoxx und natürlich auf das JavaLand. Bei letzterem mache ich ja ein wenig mit. Ich hoffe, es gelingt uns allen, hier auch dieses Besondere zu etablieren, was den großen Konferenzen zu eigen ist. Nur diesmal wird nicht Oracle verantwortlich sein, sondern wir. Die deutsche Java-Community unter dem Dach des iJUG e.V. ()