USA: Überwachungskameras bedingt effizient

Während Bürgerrechtler vor dem Ausbau von Kameraüberwachungssystemen warnen, zeigt eine Studie aus San Francisco, dass solche Systeme zwar nicht zu einer Eindämmung von Gewaltverbrechen, aber zu einer Abnahme von Eigentumsdelikten führen können.

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Von
  • Thomas Pany

Welche Sicherheit können uns Überwachungskameras verschaffen? Diese Frage wird derzeit in den USA neu aufgeworfen. Die Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union ACLU hat aktuell eine neue Seite mit dem bezeichnenden Namen "You are being watched" ins Netz gestellt, die die Diskussion zu den Überwachungskameras mit neuen Einsichten beleben will. Die Webseite zeigt eine Karte mit "Überwachungskamera-Hotspots" in allen 50 Staaten der USA; jeder Hotspot ist mit einer News verknüpft, die Auskunft über den genauen Standort, den Beschluss zur Installation der Kameras und die Kosten gibt.

Insgesamt soll die amerikanische Bundesregierung nach Angaben von ACLU bislang 300 Millionen Dollar landesweit an Finanzhilfen für die wachsende Zahl der Kameraüberwachungssysteme gewährt haben. Für Barry Steinhardt, Chef des Technology and Liberty Program der Organisation, steht dem hohen Kostenaufwand eine Illusion gegenüber. Wie er dem amerikanischen Magazin Wired mitteilte, wirft Steinhardt den Behörden vor, dass sie mit der Installation von Überwachungskameras nur ein "falsches Gefühl der Sicherheit" vermitteln und damit vor allem den Anschein erwecken würden, dass man etwas gegen Verbrechen und Terrorismus unternehme.

Die ACLU-Website "You are being watched", die sich der Frage widmet, ob die Bürger eine Gesellschaft wollen, in der man sich ständig der Beobachtung durch Kameras aussetzt, verweist auf verschiedene Studien, die nachweisen würden, dass die Kameraüberwachung "statistisch keine signifikanten Auswirkungen auf die Verbrechensrate" hätten. Da viele der Studien in Großbritannien durchgeführt wurden, lenkt man die Aufmerksamkeit insbesondere auf Vorabergebnisse einer Studie, die 2008 in Kalifornien durchgeführt wurde. Deren Ergebnisse würde laut den britischen Untersuchungen im Fazit ähneln, wonach es "kaum eine bis gar keine Wirkung" gebe, was den Rückgang der Verbrechen angehe.

Die Endergebnisse der kalifornischen Untersuchung, die am 9. Januar veröffentlicht wurden, liefern aber ein etwas differenzierteres Bild. Die Studie, die vom interdisziplinären Forschungsteam (CITRIS) der University of California, Berkeley ausgeführt wurde, untersuchte die Auswirkungen des Kameraüberwachungssystem (Community Safety Camera – CSC) in San Francisco, das mit insgesamt 71 Kameras arbeitet.

Zwar stellten die Wissenschaftler angesichts der Hauptaufgabenstellung des CSC – Reduzierung von Gewaltverbrechen – fest, dass man "keinen Beweis für eine Wirkung der Community Safety Cameras auf Gewaltverbrechen" gefunden habe und dass "gewalttätige Zwischenfälle in Gebieten in der Nähe der Kameras nicht zurückgegangen" seien; aber man fand einen "statistisch signifikanten und substantiellen Rückgang von Eigentumsdelikten innerhalb des Blickfelds der Überwachungskameras". In Umkreis von 30 Metern sollen Delikte, die als leichtere Straftaten bezeichnet werden, auf öffentlichem Gelände (im Unterschied zu privaten Orten) um 24 Prozent zurückgegangen sein. Ähnliche Rückgänge seien in benachbarten Gebieten nicht verzeichnet wurden. Konkret werden in der Studie in diesem Zusammenhang Straftaten wie Diebstahl, Taschendiebstahl, Raub von Geldbörsen und Diebstahl aus Gebäuden und aus abgestellten Autos genannt. Für Zwischenfälle, die mit Drogen, Prostitution oder Vandalismus zu tun haben, hatten sich keinerlei Nachweise von Auswirkungen der Kameraüberwachung gezeigt.

Die grundsätzliche Empfehlung der Leiter der Studie lautet nicht, die Kameras abzuschaffen, sondern ihre Positionierung auf festgestellte Wirkungen hin zu optimieren. Darüber hinaus hat die CITRIS-Untersuchung ergeben, dass die Auswertung der Kamerabilder in einigen Fällen für die Arbeit der Fahndungsbehörden hilfreich war. ()