Hosentaschen-Spektrometer für Lebensmittel

Ein US-Unternehmen will ein preisgünstiges Hosentaschen-Spektrometer entwickeln, das Inhaltsstoffe von Lebensmitteln identifizieren soll. Aber kann das wirklich funktionieren?

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Die Idee klingt im ersten Moment absurd: Ein kleines Plastikgerät, das an den Schlüsselbund passt, soll per Spektroskopie Bestandteile von Lebensmitteln wie Gluten und Trans-Fettsäuren identifizieren. Einfach auf Knopfdruck? Das US-Unternehmen Tellspec verspricht genau das auf der Crowdfinancing-Plattform Indiegogo: Wenn genug Geld zusammenkommt, könne man das Hosentaschen-Spektrometer voraussichtlich schon im nächsten Jahr ausliefern – für lediglich 150 US-Dollar.

Nicht nur in der heise-online-Redaktion, sondern auch in diversen US-Artikelforen sorgte die ambitionierte Produktvorstellung für heftige Diskussionen: Nicht nur die Streuung an undefinierten Oberflächen und Staub würde jeden ernsthaften Spektroskopieversuch zum Scheitern bringen, so die Kritiker. Selbst unter optimalen Bedingungen könne die Bestrahlung nicht tief genug in die Probe eindringen, um mehr als die Panade des Wiener Schnitzels zu analysieren. Also alles nur ein cleverer Coup wie 1993 die 8000 US-$ teure Hightech-Wünschelrute Quadro Tracker, die sogar von zahlreichen US-Behörden gekauft wurde?

Natürlich nicht, sagt Tellspec. In zwei nachgeschobenen Updates auf Indiegogo gehen die Macher auf die Kritik ein und machen noch einmal deutlich, dass das Tellspec-Gerät nicht mehr leistet, als einen Laser zu emittieren, das gestreute Licht zu beugen, die Frequenzanteile zu messen und die Daten über das verbundene Smartphone zum Tellspec-Server zu schicken.

Die wirkliche Innovation sei die datenbankgestützte Analyse-Engine, die auf den Servern läuft. Ein ein einzelner Drei-Sekunden-Scan würde vermutlich nicht ausreichen, um ein bestimmtes Bestandteil zu identifizieren. Wenn aber 1200 User das gleiche Lebensmittel scannen, sähe die Sache schon anders aus. Auch die geringe Eindringtiefe thematisiert Tellspec: Das Schlüsselbund-Spektrometer könne durchaus unter die Oberfläche schauen – wie gut das funktioniert, hänge aber stark von der Art des Lebensmittels ab. (jkj)