Samsungs Region Lock bei Smartphones: Zwischenstand und Hack

Samsung lässt weiterhin viele Fragen zum Region Lock bei den Android-Smartphones Note 2 und 3 sowie Galaxy S3, S4 mini und S4 offen. Durch die Erfahrungen der heise-online-Leser wird aber einiges klarer – und ein erster Hack taucht auf.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 196 Kommentare lesen
Lesezeit: 9 Min.
Inhaltsverzeichnis

Samsung hat beim Android-Smartphone Galaxy Note 3 einen Region Lock eingeführt, eine bisher unbekannte Form der SIM-Sperre. Bei der europäischen Variante führt das dazu, dass außereuropäische SIMs nur unter Einschränkungen verwendbar sind. Weitere Modelle werden diesen Region Lock bekommen, doch zu vielen Detailfragen hat sich Samsung noch nicht konkret geäußert – heise online bekommt auf Anfrage wiederholt nur die Antwort, dass man noch "auf Klärung" warte.

Wir haben daraufhin Leser um Mithilfe gebeten und zahlreiche Antworten bekommen. Dadurch und auch durch die weiter geführte Diskussion in Foren wie XDA-Developer wird die Sachlage langsam etwas klarer, auch wenn viele Fragen offen bleiben oder gar von Samsung-Mitarbeitern widersprüchlich beantwortet werden. Eine Übersicht:

Samsung führt den Region Lock mit dem Note 3 ein und sagte, dass ihn auch weitere Modelle bekommen: Galaxy S3, S4, S4 mini und Note 2, und zwar die ab Juli 2013 ausgelieferten Modelle. Die europäischen Modelle haben den Lock, was Samsung geografisch meint, nicht politisch. Zu erkennen sind die Modelle an einem Aufkleber auf der Verpackung.

Möglicherweise sind in anderen Ländern zusätzliche Modelle betroffen, so meldet ein Leser, dass ein in Mazedonien gekauftes Galaxy Chat nicht mit deutschen SIMs funktioniere. Die asiatischen Modelle haben derzeit noch keinen Lock, jedenfalls berichten Leser aus Hongkong, Australien und den Philippinen, dass ihre Geräte keinen Hinweis auf den Lock enthalten.

Geräte mit Region Lock haben eine Liste mit gesperrten Ländern, die customer.xml (siehe vorige Meldung). SIMs aus diesen Ländern (wie China oder Indien) funktionieren nur nach entweder erfolgreicher Aktivierung des Telefons in einem europäischen Land oder nach Eingabe eines Entsperrcodes. SIMs aus nicht aufgeführten Ländern – wie den USA – funktionieren ohne Einschränkung.

Wie genau die Aktivierung erfolgt, ist unklar. Einige Leser berichten, dass sie das Telefon einige Tage im Kaufland benutzt hätten und dass dann die Auslands-SIMs funktionierten. Ein Leser berichtet, dass er es rund eine Woche in Europa benutzt habe, aber dass eine chinesische SIM trotzdem nicht ginge. Es ist keine Möglichkeit bekannt, die Aktivierung zu beeinflussen oder zu beschleunigen.

Wo bei nicht aktivierten Geräten der Entsperrcode herkommen soll, ist unklar. Samsung sagt, er sei bei Service Centern zu bekommen, doch bisher hat kein einziger Leser davon berichtet, dass das geklappt hätte. Die (in den Fällen der Leser) chinesischen und nigerianischen Support-Mitarbeiter wüssten allesamt nicht, worum es geht.

Ob so ein Entsperrcode das Gerät permanent entsperrt, ist derzeit unklar. Es gibt Hinweise, wonach der Code nur 14 Tage gültig ist.

Die Liste der gesperrten Länder unterscheidet sich von Gerät zu Gerät. Derzeit sind zwei Listen bekannt, eine mit 68 Einträgen (Note 3) und eine mit 38 (S3, S4) – da Indien zwei Einträge benötigt, sind 67 beziehungsweise 37 Länder gesperrt. Zumindest in den Niederlanden und in der Schweiz gekaufte Geräte haben die gleiche Liste wie in Deutschland gekaufte.

Trägt die Verpackung den fraglichen Aufkleber, dürfte der Region Lock aktiv sein. Fehlt die Datei customer.xml oder tauchen darin keine Zeilen mit "<NetworkLock>" auf, hat das Gerät keinen Region Lock.

Sind die fraglichen Zeilen in customer.xml vorhanden, ist das nach bisheriger Kenntnis kein sicheres Zeichen, dass Auslands-SIMs nicht gehen. Es könnte sowohl sein, dass der Lock nicht scharf geschaltet ist als auch, dass das Gerät korrekt aktiviert wurde.

Wir kennen keine Möglichkeit, in Deutschland herauszufinden, ob der Region Lock in Kraft ist oder ob ein Gerät mit Region Lock korrekt aktiviert (also der Einsatz von Auslands-SIMs möglich) ist. Die einzige bekannte Möglichkeit ist tatsächlich, auszuprobieren, ob die Auslands-SIM im Ausland funktioniert. Ob gesperrte Geräte schon in Deutschland den Betrieb einer ausländischen SIM verweigern, ist nicht bekannt. (Wir haben eine vietnamesische SIM in einem Note 3 und einem S3 erfolgreich in Betrieb genommen, aber weil wir nicht wissen, ob das Geräte mit scharf geschaltetem Region Lock oder ob sie nicht korrekt aktiviert sind, hat das keine Aussagekraft.)

Laut Foren hilft auf einigen Geräten, den Code *#7465625# zu wählen. Sie gäben daraufhin aus, ob der Lock aktiv ist – laut einigen Hinweisen funktioniert das nur beim Note 3, laut anderen gerade nicht beim Note 3, sondern nur Note 2 und S3. Bei unseren Geräten funktioniert der Code nicht.

Einige ältere Modelle bekommen per Update zumindest einige Teile des Region Lock wie die customer.xml mitgeliefert, bekannt ist das schon vom Galaxy S3.

Es hat sich aber kein Leser gemeldet, bei dem der Einsatz einer Auslands-SIM nicht möglich war – sämtliche Meldungen über gesperrte Geräte betrafen ab Juli gekaufte, die schon mit Region Lock ausgeliefert wurden. Mehrere Leser mit einem älteren S3 konnten SIMs aus den gesperrten Ländern ohne Einschränkungen verwenden. Einige Leser haben uns E-Mails von Samsung-Mitarbeitern weitergeleitet, wonach kein Gerät den Region Lock per Update bekommen könne.

Nach bisherigem Kenntnisstand ist es daher wahrscheinlich so, dass der Region Lock nicht per Update nachträglich aufgespielt werden kann. Anders ausgedrückt: Samsung kann Geräte vermutlich nicht per Firmware-Update auf den Status "nicht aktiviert" setzen.

Die Lage ist weiterhin unklar.

Einige Leser berichten, dass die von Samsung versprochene Aktivierung funktioniert und dass aktivierte Geräte die SIMs aus gesperrten Ländern ohne Einschränkungen vertragen.

Einige Leser berichten von SIM-Sperren. Viele der Fälle lassen sich darauf zurückführen, dass die Geräte nicht in Deutschland aktiviert wurden, sondern erstmals in einem gesperrten Land in Betrieb genommen wurden. Das funktioniert laut Samsung nicht, sondern die SIM muss dann entsperrt werden.

Bei einigen Fällen ist aber unklar, ob keine Aktivierung stattgefunden hat oder ob bei der Aktivierung etwas schief gelaufen ist. Vor allem ist kein Weg bekannt, wie ein Nutzer vor einer Auslandsreise feststellen könnte, ob sein mit Region Lock versehenes Gerät korrekt aktiviert wurde oder nicht.

Es ist uns kein Fall bekannt, bei dem Samsung den versprochenen Entsperrcode liefern konnte.

Geräte, die ursprünglich ohne Region Lock ausgeliefert wurden, können nach bisheriger Kenntnis auch nach einem Update mit customer.xml weiterhin ausländische SIMs benutzen. Jedenfalls ist uns kein gegenteiliger Fall bekannt.

Ja.

Inzwischen gibt es eine App, die auf gerooteten Note 3 den Lock entfernen soll, was einige Kommentare auch bestätigen. Die App ist auf XDA-Developers und im Play Store zu finden. Auf dem S3 und S4 funktioniert sie den Kommentaren zufolge nicht.

Eine russische Seite verkauft Entsperrcodes unter Angabe der IMEI-Nummer. Die sollen in vielen Fällen funktioniert haben, in einigen aber auch nicht. Ein Leser berichtet, bei Nichtfunktionieren immerhin sein Geld zurückbekommen zu haben.

Ein Leser hat auf einem gesperrten Gerät einen Root durchgeführt und die Sperrliste aus customer.xml entfernt, später auch die Datei ganz gelöscht. Das hat seine SIM-Sperre nicht entfernt. Möglicherweise verhindert das Löschen der Sperrliste nur, dass zukünftig eingesetzte SIMs gesperrt werden, hebt aber nicht eine schon bestehende Sperre auf. Erfahrungen dazu stehen noch aus. Auch wissen wir noch nicht, was das Aufspielen eines CustomROM bringt.

Ärgerlich bleibt vor allem, dass Samsung die Käufer im Unklaren lässt, ob ihr Gerät mit Region Lock nun korrekt aktiviert wurde oder nicht, und dass der versprochene Workflow für die Entsperrcodes nicht funktioniert. So gibt es derzeit zahlreiche Samsung-Kunden, die ihr Smartphone im Ausland nicht nutzen können. Ein Leser hatte sich ein S3 sogar auf Anraten des Samsung-Supports aus Deutschland schicken lassen, statt eines in China zu kaufen – und nun wird er von Samsung mit einem nicht nutzbaren Smartphone im Regen stehen gelassen.

Immerhin scheint die Gefahr nicht zu bestehen, dass schon verkaufte Geräte per Update kastriert werden.

Update 17.10., 11 Uhr: Inzwischen haben sich weitere Leser gemeldet, sodass sich neue Erkenntnisse ergeben. (jow)