Sobooks: Social-Media-Experiment für E-Books

Die Plattform Sobooks ist E-Book-Shop, Lese-Software und Community zugleich. Über den Dienst, der komplett im Browser läuft, sollen Nutzer Bücher kaufen, kommentieren, verleihen und mit sozialen Netzwerken verknüpfen können.

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Von
  • Achim Barczok

Sobooks will E-Books mit Social-Media-Funktionen bereichern.

(Bild: heise online)

Die beiden Internet-Enterpreneure Sascha Lobo und Christoph Kappes haben auf der Buchmesse eine digitale Plattform für E-Books vorgestellt. Sobooks steht für Social Books und soll das E-Book mit dem Internet und den sozialen Netzen verbinden. "Das ist ein großes Experiment", erklärte Sascha Lobo bei der Präsentation.

Im Zentrum stehen die Social-Media-Features der Plattform, die zur Frankfurter Buchmesse in einer Closed Beta startet. Das E-Book sei bisher eine schlichte digitale Umsetzung des gedruckten Buches gewesen, Sobooks wolle aber mehr daraus machen, meinte Lobo. So kann man dort beispielsweise Kurzrezensionen der Bücher auf Twitter veröffentlichen oder Textstellen auf Facebook teilen. Zitate aus Büchern auf Sobooks, die in sozialen Medien geteilt werden, führen als Link direkt zu der entsprechenden stelle in dem jeweiligen Buch. In den E-Books selbst könne man Kommentar-Threads anlegen und darüber mit anderen Sobooks-Nutzern oder auch dem Autor über die Inhalte diskutieren. In einer späteren Phase solle man Kommentare auch nach bestimmten Vorgaben wie dem eigenen Freundeskreis filtern können. Textstellen, die besonders heiß diskutiert würden, würden auf dem Übersichtsbalken des Buchs hervorgehoben. So fänden Nutzer, aber auch Verlage und Autoren schnell heraus, welche Bücher und welche Textstellen am interessantesten seien und für die meiste Aktivität unter den Leser sorgten.

Sascha Lobo und Christoph Kappes bei der Vorstellung von Sobooks.

(Bild: heise online)


In einem nächsten Schritt wolle man unter dem Begriff "Cobooks" ermöglichen, dass Leser über eingebaute Rezensionen und Bemerkungen kommentierte Versionen von Werken erstellen. So könnte man literarische Werke mit den Bemerkungen von interessanten Persönlichkeiten aufwerten, andererseits ermögliche die Funktion es aber auch, ein Buch in einem geschlossenen digitalen Lesezirkel oder Buchclub gemeinsam zu besprechen. Der Großteil dieser Features wird zur Beta-Phase noch nicht zur Verfügung stehen, sondern solle bis zur Leipziger Buchmesse in Sobooks eingebaut werden.

Nicht nur der Shop und die Social-Media-Plattform von Sobooks, sondern auch die Lese-Software selbst, ist komplett im Browser realisiert, ganz ähnlich wie bei Google Books; spezielle Lesegeräte sind für die Nutzung nicht notwendig und nicht vorgesehen. Der Browser passt die Buchseiten ans jeweilige Lesegerät an, optimiert ist die HTML5-basierte Ansicht aber für Tablets. Es soll in Zukunft auch Android- und iOS-Apps geben, die unter anderem dann auch einen Offline-Modus beinhalten.

Der Lesemodus bietet typische Funktionen, wie man sie auch von einem klassischen E-Book-Reader kennt: Man kann die Schriftgröße anpassen, Textstellen markieren und bewerten und innerhalb eines Buches suchen. Die originale Struktur inklusive Seitenzahlen bleibe von den als HTML5 umgesetzten Epub-E-Books bestehen. Das ist zwar praktisch, um Kommentare an den originalen Seitenzahlen zu verankern, hat aber auch Nachteile: Bei einer großen Schriftgröße ist die Navigation komplizierter, weil man einerseits scrollen (zum Ende der Seite), andererseits blättern (auf die nächste Seite) muss.

Vieles, was Sobooks an Funktionen für gekaufte E-Books anbieten möchte, ist vom Experimentierwillen der kooperierenden Verlage abhängig. So könnten diese es beispielsweise erlauben, dass man ihre Bücher als wasserzeichengeschützte PDFs und Epubs herunterlädt, an eine begrenzte Zahl von Freunden verleiht oder weiterverkauft. Auch sollen die Nutzer zukünftig, wenn vom Verlag freigeschaltet, Textpassagen als HTML-Schnipsel in andere Webseiten einbinden können: Klickt ein Anwender darauf, wird er zu einer Vorschau und in den Sobooks-Shop weitergeleitet.

Bezahlt kann man E-Books auf Sobooks zu Beginn allein über Paypal, weitere Bezahldienste sollen folgen. Auch bei der Anmeldeprozedur behilft sich Sobooks anfangs externer Dienstleister: So kann man sich in der Betaphase ausschließlich über Facebook einloggen. Man arbeite aber daran, ein sicheres eigenes Login-Verfahren möglichst bald einzuführen.

Eine Reihe kleinerer Verlage, aber auch renommiertere Namen wie Random House, Rowohlt oder Ullstein konnte Sobooks bereits als Partner gewinnen. Wie viele E-Books sie aus ihrem Sortiment auch auf Sobooks anbieten werden, sagte Lobo nicht. Auch sonst dürfte der Erfolg der Plattform vor allem mit der Breite des E-Book-Angebots stehen und fallen. Zur Buchmesse wollen die Gründer von Sobooks deshalb weitere Verlage von ihrer Plattform überzeugen. Zwar könne man auch eigene Epub-Bücher aus anderen Quellen auf Sobooks hochladen, ihnen fehlten aber aufgrund der rechtlichen Lage die Sharing-Funktion.

Immer wieder betonte Lobo, dass es sich bei vielen Funktionen um ein Experiment handelt; man wolle während der geschlossenen Beta schauen, ob alles so funktioniert, wie man sich es vorstelle und von den Nutzern lernen. Der öffentliche Launch sei dann zur Leipziger Buchmesse im März 2014 vorgesehen. (acb)